Blog
Nachdem ich in Panama City umgestiegen war, flog ich im selben Flugzeug wie die frischgebackenen Futsal-Weltmeister in die paraguayische Hauptstadt Asunción.
Für einmal musste ich am Gepäckband nicht lange warten und hielt meinen Rucksack rasch in Händen – zum Glück: Obwohl Mitternacht bereits vorbei war, warteten mit Kameras bewaffnete Journalisten und eine Traube Fans draussen auf die siegreiche Mannschaft. Bevor der Trubel losging, nahm ich ein Taxi in die Innenstadt. Wie ich später erfahren sollte, wird das Hotel "Das Heim" durch Mennoniten betrieben, die meisten Gäste sind Dauermieter aus dieser Glaubensgemeinschaft, beispielsweise Studenten. Im Gebiet Chaco, in dem sich die Mennonitenkolonien befinden, sind nicht alle universitären Ausbildungen möglich, weshalb sie in die Hauptstadt ziehen.


Ich nahm mir zwei Tage Zeit, um das Microcentro, d.h. die Innenstadt, von Asunción zu erkunden. Der vollständige offizielle Name der Stadt lautet seit der Gründung 1537 "La Muy Noble y Leal Ciudad de Nuestra Señora Santa Maria de la Asunción", zu Deutsch "Die sehr ehrwürdige und treue Stadt unserer Heiligen Frau Maria der Himmelfahrt". Es ist eine der ältesten auf dem südamerikanischen Kontinent. Mit der Treue zu Spanien hielten es die Bewohner allerdings nicht so sehr; Paraguay erklärte 1811 die Unabhängigkeit, während auf der Iberischen Halbinsel der Krieg gegen die Truppen Napoleons tobte. Die Casa de la Independencia, in der die Unabhängigkeit geplant und vorbereitet worden war, ist heute ein Museum – das ich aber leider nicht besuchen konnte, weil es aktuell geschlossen ist.

Paraguay ist bei Reisenden kaum bekannt, nur wenige Touristen kommen hierher. Das mag sicher auch daran liegen, dass das vergleichsweise kleine Land weniger spektakuläre Landschaften und Naturwunder zu bieten hat als seine Nachbarn. Ich genoss die Vorzüge, die sich daraus ergaben, insbesondere das Fehlen von Touristenmassen und aufdringlichen Strassenhändlern. Selbst bei den Wahrzeichen der Stadt, wie dem Präsidentenpalast (Palacio de López), der Kathedrale oder dem Pantéon Nacional de los Héroes traf ich nur vereinzelt auf andere Reisende.


Am späten Nachmittag unter der Woche wirkte die Costanera, die Uferpromenade am Río Paraguay, ziemlich leer, die vielen mit Muskelkraft betriebenen Fahrzeuge, die hier gemietet werden können, standen still. Ich fand dennoch einen Churrosverkäufer und einen Getränkestand, an dem ich Tereré (mit Eiswasser aufgegossener Mate) probieren konnte. Die Preise für Lebensmittel sind hier übrigens sehr niedrig, schon für rund 50'000 Guaraníes (etwa 6 Franken) kann man gut zu Mittag essen, einzelne mit Dulce de Leche gefüllte Churros gibt es für 3'000 Guaraníes. Ich hatte über eine Million abgehoben und wurde während meines Aufenthalts nur einen Bruchteil davon los.


Dankenswerterweise machte mich ein Eisverkäufer, mit dem ich mich eine Weile unterhielt, auf die Ecken aufmerksam, die man als Besucher besser meiden sollte, und gab mir den Rat mit auf den Weg, nicht nach Einbruch der Dunkelheit durch die Strassen zu gehen. In den ersten Monaten dieses Jahres gehörte beispielsweise auch die Plaza de Armas zu den gefährlicheren Gegenden, weil dort die ärmsten der Armen provisorisch einquartiert worden waren, nachdem sie in einer Flut ihr Hab und Gut verloren hatten. Inzwischen ist der Park geräumt und die umliegenden Gebäude sind problemlos zugänglich. Unter anderem auch das Kulturzentrum "El Cabildo", welches in einem schönen rosa Gebäude Kunstwerke von Künstlern des Landes zeigt und eine Dauerausstellung zur Geschichte der Immigration nach Paraguay hat. Zu verschiedenen Zeiten wanderten Menschen aus allen Ecken der Welt ein, sei es wegen Krieg oder Verfolgung in den Heimatländern oder der Hoffnung auf Freiheit und ein besseres Leben in der Ferne. Jede Ethnie brachte ihre eigenen Einflüsse und bereicherte Paraguay auf ihre Art.

Am dritten Tag schlenderte ich durch das Quartier Loma San Jerónimo. Das Wort "Loma" bezeichnet dabei einen der vielen kleinen Hügel, und tatsächlich geht man beim Gang durch die Stadt immer wieder sanft auf und ab. Das Quartier ist für seine Strassenkunst bekannt, besonders für die durch die Künstlerin Claudia Godí mit Mosaiken verzierte Treppe, die Escalinata. Wer mit offenen Augen durch die Strassen geht, findet auch an vielen anderen Ecken aufwändige Graffiti. Die Wände werden aber auch zu Werbezwecken bemalt, beispielsweise sieht man noch viel Wahlwerbung von Anfang Jahr.


Zu Mittag ass ich dann im Gewühl von Mercado 4, einem kunterbunten Markt, der sich über mehrere Blocks erstreckt und auf dem nicht nur frische Nahrungsmittel, sondern angefangen bei Kleidern und Schuhen über Kosmetik und Elektronikartikel bis hin zu Möbeln alles Mögliche feilgeboten wird.
Am Nachmittag stand dann eine Tour auf dem Río Paraguay an. Unser Grüppchen bestand aus den Schwestern María und Miryan aus Paraguay, Martijn aus den Niederlanden, John aus den USA und mir. Wir unterhielten uns über alles Mögliche, während wir am Ufer nach Vögeln Ausschau hielten. Zum Sonnenuntergang entfachten wir ein Feuer und genossen frisch gebrühten Kaffee und Apfelkuchen.


Wieder zurück in Asunción, ass ich mit María, Miryan und Martijn zu später Stunde zu Abend, in einem Restaurant diekt gegenüber dem Palacio de López. Nach einer kurzen Nacht und einer sehr bequemen Busfahrt verliess ich Paraguay heute bereits wieder in Richtung Argentinien.
