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British Columbia

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Donnerstag, Juni 13, 2024

In der westlichsten Provinz Kanadas machte ich es mir zunächst in der drittgrössten Metropolregion des Landes gemütlich, in Vancouver.

Nachdem ich einen angenehm sonnigen Nachmittag wartend im Zug  verbracht hatte, wurde das Wetter in den darauffolgenden Tagen kühler und unangenehmer. Ein grauer Himmel spannte sich über den gläsernen Türmen der Innenstadt und dem Stanley Park, den ich als erstes besuchte. Der drittgrösste Stadtpark des Kontinents befindet sich auf einer Halbinsel und wird durchzogen von einem Netz aus Spazierwegen mit einer Länge von insgesamt 200 km. Wegen ihrer strategischen Lage war die Halbinsel vor der Stadtgründung Vancouvers 1886 militärisches Sperrgebiet gewesen, sodass die Bäume vor der grossflächigen Rodung ringsum verschont blieben. Die erste Amtshandlung des Stadtrates war es dann, die kanadische Dominionregierung darum zu bitten, einen Park auf dem Gelände zu errichten, und so geschah es.

Coal Harbor

Ich spazierte dem Uferdamm entlang, der einen hervorragenden Ausblick auf die Skyline und die Hafenanlagen bot – vierzehn verschiedene spezialisierte Häfen verschiffen Frachtgüter aller Art: Holz und Holzprodukte, Berge gelben Schwefels, Braunkohle, Erze, Öl, Getreide, Fisch und Meeresfrüchte sowie das Sammelsurium der Produkte, die in Containern um die Welt reisen. Das ruhige Wasser im geschützen Fjord des Burrard Inlet wird auch rege von kleinen Wasserflugzeugen genutzt, die man immer wieder starten oder landen sieht.

Wasserflugzeug
Skyline
Schwefel im Hafen

Bevor spanische Kartographen und eine britische Expedition unter der Führung des Offiziers George Vancouver 1792 auf der Suche nach der Nordwestpassage hier aufeinandertrafen, hatten mehrere Tausend Jahre lang verschiedene indigene Völker in der Gegend gelebt. Auf der Insel befanden sich mehrere Dörfer, deren Einwohner Lachsfang betrieben und aus Holz, Rinde und Wurzeln des Riesen-Lebensbaums alles Erdenkliche herstellten – angefangen bei Hütten und Einbaum-Kanus über Körbe und Netze bis hin zu Kleidung, inklusive Windeln. Nach der Besetzung ihres Lebensraums durch die Briten wurden sie vertrieben, seit Ende des letzten Jahrhunderts fand allerdings ein Umdenken statt. Totempfähle erinnern heute an die Ursprünge und verschiedenen Nationen halten ihre Traditionen aufrecht.

Totempfähle
Totempfähle

Ich spazierte durch das hügelige Innere des Parks, vorbei am mit Seerosen bewachsenen Beaver Lake und dem North Creek entlang zur Lions Gate Bridge. Diese mächtige Hängebrücke überspannt auf einer Länge von 847 m eine Engstelle des Burrard Inlet und wurde während der Weltwirtschaftskrise durch die Guiness-Brauerei erbaut, welche dadurch ihr Gelände in West Vancouver erschliessen wollte. Heute ist das Wahrzeichen der Stadt in öffentlicher Hand, es werden keine Brückenzölle mehr erhoben.

Frosch
Seerosen
Lions Gate Bridge

Mein Spaziergang führte mich bis zum English Bay Beach, wo ich wieder in Richtung Innenstadt abbog. Eigentlich hatte ich vorgehabt, anderntags den Uferweg weiter zu erkunden, allerdings machte die "Rain City" ihrem Spitznamen alle Ehre. Ich stattete daher dem Kitsilano Beach nur eine Stippvisite ab, verbrachte dafür wesentlich mehr Zeit in der Markthalle und den Läden von Granville Island. Von dort nahm ich dann eines der winzigen Fährboote und plante in meinem altmodischen Hotel meine weiteren Schritte.

Kanadareiher
Fährboot

Bei wesentlich trockenerer Witterung besuchte ich den Canada Place am Kreuzfahrtterminal und liess mich vom immersiven Erlebnis "FlyOver Canada" bezaubern. Angeschnallt in sich bewegenden Sitzen in einem halbkugelförmigen Kinosaal hatte man tatsächlich das Gefühl, über die Rocky Mountains zu fliegen. Die Füsse baumelten frei über dem Abgrund und als wir Wolken durchquerten, bereicherte sogar feiner Sprühnebel das Erlebnis!

Ich besichtigte das historische Zentrum der Stadt, Gastown, wo die Steam Clock zahlreiche Touristen anzieht. Diese besondere Uhr bezieht Dampf aus dem Stadtnetz, um eine kleine einzylindrige Maschine zu betreiben, deren Arbeit Stahlkugeln in die Höhe hebt und dadurch gewissermassen für ein kontinuierliches Aufziehen der Uhr sorgt. Die Kugeln rollen auf einer kurzen Bahn zu einer Art Schaufelkette, deren Gewicht als Antrieb für das Uhrwerk dient. Als Taktgeber wird ein Pendel verwendet. Der Dampf strömt jede Viertelstunde auch durch fünf Pfeifen, welche die Uhrzeit verkünden.

Die älteste Sehenswürdigkeit der Stadt ist allerdings die Capilano Suspension Bridge, eine hölzerne Hängebrücke über eine Schlucht. Schon Ende des 19. Jahrhunderts war sie ein Ausflugsziel für Wanderer, später auch für Automobilklubs aus der Umgebung. Heute führt neben der Brücke ein Netzwerk von Wegen auf Stegen durch den Regenwald und an einer Felswand entlang, überdies sind mehrere Plattformen auf Bäumen über kurze Hängebrücken miteinander verbunden. Auf Informationstafeln ist allerlei Wissenswertes zur lokaken Geschichte, den Küsten-Salish-Indianern, dem Wald, dessen tierischen Bewohnern und dem Kreislauf des Lebens zu erfahren.

Capilano Suspension Bridge
Hängebrücken

Per Bus und Fähre fuhr ich weiter nach Vancouver Island und zur Provinzhauptstadt Victoria. Auf dem Schiff trotzte ich der steifen Brise, in der Hoffnung, Meeresbewohner zu sichten, und tatsächlich zeigte sich ein verspielter Seehund. Nachdem die Fähre die Strait of Georgia überquert hatte, wand sie sich zwischen einer Vielzahl von Inselchen zur Küste der grössten nordamerikanischen Pazifikinsel. Der letzte, und landschaftlich sehr schöne, Abschnitt erinnerte mich an die Schärengärten in Skandinavien, mit nacktem Fels, Nadelwäldern und tiefblauem Wasser.

Insellandschaft

Victoria wurde ursprünglich als Fort gegründet und nach der Königin benannt, in deren langem Regnum British Columbia teil des Empire wurde. Die Monarchin selbst wählte den Namen der Provinz, nachdem die Gebietsansprüche Grossbritanniens und der Vereinigten Staaten im Oregon Treaty 1846 beigelegt worden waren. Vancouver Island wurde dabei, obwohl das Südende deutlich südlich des 49. Breitengrads liegt, vollständig der kanadischen Dominion zugeschlagen.

Seit ich als Kind den packenden Roman "Der Schwarm" von Frank Schätzing gelesen hatte, wollte ich unbedingt einmal nach Vancouver Island, um auf Walbeobachtung zu gehen – ungeachtet dessen natürlich, dass die Meeressäuger im Buch die Touristen angreifen. Bei meiner Tour konnte ich gleich drei Gruppen von Orcas beobachten und wurde meinerseits bei einem neugierigen "spy hop" unter die Lupe genommen, aber dabei blieb es dann.

Spy hop

Zwei der Gruppen näherten sich einander an: Orcas sind matriarchalisch organisiert und die Männchen bleiben auch im Erwachsenenalter bei ihrer Familie. Die Matriarchinnen bestimmen, wo es lang geht, erleichtern soziale Interaktionen und übernehmen auch gleich die Familienplanung ihrer Schützlinge. Unweit des Schiffs schnellte einer der Wale aus dem Wasser, um bei einer kurzen Jagd einen Gewöhnlichen Schweinswal (auch als Kleiner Tümmler bekannt) zu erwischen. Orcas gehen ziemlich brutal vor und rammen oder ertränken ihre Beute. Die scharfen Zähne kommen erst beim Fressen zum Einsatz, nachdem der Fang unter allen Tieren der Gruppe aufgeteilt worden ist.

Orcas

Wieder zurück in Victoria machte ich ein wenig Sightseeing, die meiste Zeit wendete ich allerdings auf die Vorbereitungen für einen Trek auf: Den West Coast Trail. Dieser Wildnispfad zieht sich im Pacific Rim National Park über eine Strecke von 75 km der Küste entlang. Ursprünglich war er als Dominion Life Saving Trail errichtet worden, zu einer Zeit, in der dieser Küstenabschnitt der vielen Havarien wegen als "Friedhof des Pazifik" berüchtigt war. Zwei Rettungsstationen sowie sechs Schutzhütten mit Proviant für Schiffbrüchige und Retter wurden bis 1970 unterhalten, wegen verbesserter Navigationstechnik wurde der Rettungsweg jedoch zum Glück obsolet und entsprechend aufgegeben. Zusammen mit den Nationen der Huu-ay-aht, Ditidaht und Pacheedaht wacht Parks Canada heute über dieses Gebiet von historischer, kultureller und ökologischer Bedeutung.

Victoria

Eingedeckt mit Proviant für fünf Tage und bewaffnet mit Bear Spray (ein Pfefferspray mit grosser Reichweite, dessen Formulierung speziell auf Bären abgestimmt ist) nahm ich einen Bus nach Gordon River, wo sich der Südeingang zu diesem Teil des Nationalparks befindet – kurz vor der Ankunft konnte ich vier Fischotter in einer Flussmündung erspähen. Insgesamt 75 Personen können täglich starten, müssen sich bei einem der drei Besucherzentren anmelden und erhalten eine Einweisung mit Informationen zum Zustand der Infrastruktur, dem erwarteten Wetter sowie zu erwartenden Gefahren: Flut, Surge channels (schmale, tiefe Kanäle im Fels, senkrecht zur Küste, in denen Meerwasser sehr rasch die Richtung wechselt), reissende Bäche, Amerikanische Schwarzbären, Vancouver-Island-Wölfe und Pumas. Auch das Verhalten bei Notfällen wurde thematisiert; eine Rettung ist bei rund 2 % der Wanderer*innen nötig und kostenlos, allerdings kann es ganze 24 Stunden dauern, bis Hilfe eintrifft. Alle Besucher wurden mit wasserfesten Karten und Gezeitentabellen ausgerüstet, danach ging es mit einer Fähre über den Fluss. Da am anderen Ufer kein Steg vorhanden war, fuhr ich just zum 80. Jahrestag des D-Day mit einem amphibischen Landungsboot, dessen Bug im Wesentlichen aus einer Klappe besteht, die am Strand heruntergelassen werden kann. Tretminen, Stacheldraht und Kugelhagel blieben mir freilich erspart, stattdessen erwartete mich eine 35 Meter hohe Leiter, die fast senkrecht hinauf in den Küstenregenwald führte.

Landungsboot

Über hundert Leitern sind auf der Strecke verbaut, dazu kommen noch mehr Brücken und hölzerne Stege. An fünf Stellen werden Gewässer mit handbetriebenen Seilbahnen überquert und 43 km von meinem Startpunkt entfernt übernimmt eine weitere Fähre den Transport; gleichzeitig ist dort der mittlere Einstiegspunkt. Ich hatte mich aus Zeitgründen dafür entschieden, nur den schwierigeren südlichen Abschnitt zu machen, der gesamte Trek nimmt normalerweise sechs bis acht Tage in Anspruch. Ich begegnete allerdings auch Trailrunnern, welche die Strecke fast ohne Gepäck in ein oder zwei Tagen liefen!

Leiter im Wald

Ich hatte ein hervorragendes Wetterfenster erwischt und durfte mit reichlich Sonnenschein rechnen, dennoch war der Boden vielfach nass. Besonders am ersten Tag flossen immer wieder kleine Bäche auf dem Weg, es ging durch den Wald ständig auf und ab. Der Pfad war technisch anspruchsvoll und ich war froh um meine Teleskopstöcke und mein robustes, wasserdichtes Schuhwerk. Unterwegs kam ich vorbei an einer rostigen Dampfmaschine, die einst dazu gedient haben muss, eine Seilbahn zu betreiben, jedenfalls begleiteten korrodierte Stahlkabel mich danach noch eine ganze Weile. Am Nachmittag erreichte ich dann das erste Etappenziel, Thrasher Cove. Direkt am Strand kann dort gezeltet werden, abgesehen von einer Komposttoilette und bärensicheren Metallkisten, in denen Essen und Duftstoffe wie Sonnencreme oder Zahnpasta deponiert werden müssen, ist aber an den designierten Campingplätzen keine Infrastruktur vorhanden.

Dampfmaschine im Wald

Bei Ebbe war am nächsten Morgen ein Stück der Küste begehbar. Der Abschnitt begann mit einem munteren Gekraxel über Felsen, und gleich am Anfang sah ich einen Amerikanischen Mink über Treibholz und Steine klettern. Die teils riesigen Blöcke waren zwar mit Seepocken bewachsen, aber dankenswerterweise weder nass noch rutschig. Ab und zu lugten die Köpfe von interessierten Seehunden aus dem Meer. Mit der Zeit änderte sich die Landschaft; die Felsen wurden flacher, waren vielfach mit Algen bewachsen und beherbergten Gezeitentümpel. Neben verschiedenen Krabben, Muscheln und Seeigeln sah ich eine Mandolinen-Zierkrabbe, die sich zur Tarnung Pflanzen aus der Umgebung an den Körper geheftet hatte.

Amerikanischer Mink
Mandolinen-Zierkrabbe
Algenbewachsene Felsen

Den landschaftlichen Höhepunkt bildete Owen Point, wo die Erosion einen Bogen im Fels geschaffen hat. Bei herrlichem Wetter hatte ich Sicht bis zur Olympic Mountain Range auf der US-amerikanischen Seite der Salischen See.

Owen Point

Ich kam gut voran und musste daher die steigenden Wassermassen nicht fürchten. Zwei Gruppen hinter mir mussten sich am Ende ordentlich beeilen, einen der Strandzugänge zu erwischen, bevor die Flut ein Entkommen von der Felsküste unmöglich gemacht hätte. Drei Frauen erzählten mir im Nachhinein, dass sie mehrere Stunden an einer erhöhten Stelle ausharren mussten, bis der Stille Ozean die Gezeitenzone wieder freigab.

Steilküste
Surge channel

Ich stellte mich in dieser Zeit anderen Herausforderungen: Schlammlöchern, rutschigem Wurzelwerk, kaputten Stegen und Leitern mit fehlenden Sprossen. Das Abenteuer wurde dadurch bereichert, dass einige Stellen auf umgestürzten Bäumen balancierend bewältigt wurden. Zum Abschluss durfte ich zudem das erste Mal Seilbahn fahren, beziehungsweise, mich in einem Metallkorb sitzend an einem Seil über einen Bach ziehen.

Seilbahn

Der Campingplatz Camper Bay lag in der warmen Nachmittagssonne da und ich konnte einfach ausspannen und geniessen. Ich liess mich sogar zu einem kurzen Bad im kalten Nass hinreissen. Am Abend brannten dann mehrere gemütliche Feuer – das Schöne an solchen Fernwanderumgen ist es ja, dass man immer wieder die gleichen Leute antrifft und sich mit ihnen über den Tag austauscht oder über Gott und die Welt spricht.

Camper Bay

Die nächste Etappe nach Walburn Creek führte weiter durch den Wald. Wieder Matsch ausweichen, wieder über Wurzeln klettern und wieder versuchen, auf den zum Teil baufälligen und moosigen Stegen und Leitern nicht auszurutschen. Natürlich gab es aber auch streckenweise völlig neue Infrastruktur. Zwei Tribal Guardians, die ich antraf, schreinerten gerade eine neue Leiter. Auf der Karte sehen neun Kilometer nach nicht viel aus, inklusive Pausen benötigte ich aber sieben Stunden für die Strecke und war am Abend ordentlich erschöpft. Immerhin: Die anstengendsten 22 Kilometer lagen hinter mir.

Moosiges Geäst
Schlammweg
Holzbohlenweg

Der nächste Morgen begann mit einem Kraftakt, namentlich der Überquerung des Bachs mit einer langen Seilbahn – alleine gar nicht so einfach. Danach watete ich barfuss ein kurzes Stück dem Ufer entlang zu einem Kiesstrand – trotz Nebel war ein Strandtag angesagt. Und wie angenehm diese Etappe im Vergleich zu den vorhergegangenen war! Abwechselnd auf Kies, Fels und Sand ging es grösstenteils ebenaus. Direkt vor der letzten Seilbahn auf meinem Weg holte ich einige Wandererinnen ein, die mir freundlicherweise über den Fluss halfen, und gemeinsam stiegen wir auf zum Carmanah Point Lighthouse. Drei Mitglieder der kanadischen Küstenwache bewarten den dortigen Leuchtturm und die Station. Eine Leuchtturmwärterin hielt sogar einen Schwatz mit uns und zeigte uns "Frankenwhale", ein Walskelett, das aus den Knochen verschiedener Tiere zusammengesetzt ist. 

Seeigel
Leuchtturm
Frankenwhale

Im Nu erreichten wir das Lager am Cribbs Creek, wo schnell Treibholzfeuerchen prasselten, um gegen die Kälte des Tages anzukämpfen. Vom Strand aus liessen sich in der Ferne Seelöwen beobachten, die auf einem Felsen im Meer pausierten oder in den sich brechenden Wellen zu surfen schienen. Viel näher, nur knapp über den Baumwipfeln, schwebten zwei Weisskopfseeadler.

Weisskopfseeadler
Bojen beim Camp

Die Strandwanderung ging auch am letzten Tag weiter, und unweit des Camps begegnete ich einem Bären. Etwa fünfzig Meter von mir entfernt war er offenbar auf Nahrungssuche und fand, nach ein paar prüfenden Blicken in meine Richtung, einige Beeren am Waldrand. Meeresbewohner hatte es natürlich auch am Strand: Kleine Krabben, die abwehrend die Klauen in die Höhe reckten oder flink davonkrabbelten, und in den Gezeitentümpeln Seeigel, Muscheln, Anemonen und zwei Seesterne. Ich fand mehrere rostige Wrackteile auf den Felsen, darunter auch zwei Anker – stumme Zeugen der Dramen, die sich hier in der Vergangenheit abgespielt haben.

Amerikanischer Schwarzbär
Seesterne
Anker auf den Felsen

Am Ende ging es durch duftenden Urwald mit trockenem Boden, bis das Tagesziel pünktlich zur Mittagszeit erreicht war: Die Crab Shack, ein schwimmendes Restaurant an den Nitinaht Narrows. Immer wieder war sie Thema gewesen in der allabendlichen Runde ums Feuer, und eigentlich hatten alle bereits im Voraus gewusst, was sie bestellen würden. Kalifornischer Taschenkrebs stand bei den meisten auf der Wunschliste, und im Nitinaht Lake wird eine besonders schmackhafte Variante davon gefangen. Ich verabschiedete mich von denjenigen, die weiter nach Norden gingen, und verbrachte einen gemütlichen, sonnigen Nachmittag am langen Tisch. Restaurant und Fähre werden von Angehörigen der Ditidaht betrieben, und Hippie-Doug zeigte den Gästen gerne Fotoalben mit Familien- und Tierbildern. Im Wasser liessen sich kämpfende Krebse, träge umherschwimmende Ohrenquallen und junge Lachse beobachten, an Land die zwei freundlichen Labradors der Familie.

Crab shack
😋

Am Abend fuhr ich dann über den Nitinaht Lake zum namensgenenden Dorf. Eigentlich handelt es sich gar nicht um einen See, sondern um einen 23 km langen Fjord (der mit Salzwasser gefüllt ist). Wegen des zuverlässigen Winds ist er ein Windsurfer-Mekka und soll für diese Sportart zu den zehn besten Orten weltweit gehören. Ich verbrachte noch eine Nacht im Zelt und wachte bei leichtem Regen auf. Nachdem ich mich im Büro des West Coast Trail abgemeldet hatte, wartete ich zusammen mit drei anderen im Dorfladen, der gleichzeotig als Tankstelle und Restaurant dient, auf den Bus nach Victoria. Fünf Stunden lang ging es durch den Regenwald und vorbei an Seen, Flüssen und Buchten zurück in die Stadt.

Bootsfahrt mit Hund

Nach einer Nacht in der "Garden City" fuhr ich per Bus und Fähre wieder nach Vancouver.

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