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Cuyabeno & Quito

Cuyabeno & Quito

Montag, März 4, 2024

Von Baltra aus machte ich mich auf eine lange Reise, die mich per Flugzeug, Taxi und Nachtbus nach Amazonía führte, an die Brücke über den Río Cuyabeno.

Beim Frühstück schloss ich Bekanntschaft mit den anderen Reisenden, die dasselbe Ziel wie ich hatten: Die Cuyabeno Dolphin Eco-Lodge. Sie liegt mitten im Wildtier-Reservat Cuyabeno, das seinerseits Teil des riesigen Amazonasbeckens ist. Amazonien umfasst etwa 5% der Landfläche der Erde und das Wasser von über tausend Nebenflüssen mündet im namensgebenden Strom. Unser Guide Esmeralda und unser Kapitän Gabriel holten uns mit einem motorisierten Kanu ab – Strassen gibt es hier keine, einzig auf dem Wasserweg gelangt man in den Regenwald. Während der zweistündigen Fahrt konnten wir uns an die abwechslungsreiche Vegetation um uns gewöhnen: Diverse Bäume, Palmen, Sträucher und Stauden waren zum Teil mit Moosen, Bromelien und anderen Epiphyten bewachsen und mit Lianen oder Kletterpflanzen behangen. Schätzungen zufolge soll es hier bis zu 4'000 Pflanzenarten geben!

Regenwald

Über dem Wasser schwebten Libellen und flatterten schillernde Schmetterlinge in verschiedenen Farben, darunter auch der prächtige hellblaue Himmelsfalter. Immer wieder mussten wir umgestürzte Bäume umfahren, auf denen teilweise Vögel sassen, welche bei unserem Näherkommen mitunter die Flucht ins Nass oder in höhere Lagen ergriffen. Auch Reptilien liessen sich blicken, zumindest für kurze Zeit: Auf einigen Baumstämmen sonnten sich die "Charapa" genannten Schildkröten und nahe am Ufer war der Kopf eines Kaimans im Braun des Flusses erkennbar. Die Lichtverhältnisse, das schwankende Boot als Beobachtungsplattform und die häufig weite Entfernung zu den Tieren zeigten mir allerdings immer wieder deutlich die Grenzen meiner Handykamera auf.

Schildkröte

In der Lodge wurden wir auf die Zimmer verteilt und assen mit einigen schon früher angereisten Gästen zu Mittag. Als gemütlichen Einstieg lernten wir, selber Schokolade herzustellen: Auf einem offenen Feuer rösteten wir Kakaobohnen, schälten die heissen Kerne und mahlten sie zweimal, bis eine Paste entstand, die wir mit Zucker und etwas Wasser noch einmal aufkochten. Das Endprodukt, das wir mit Bananen genossen, schmeckte eindeutig nach Schokolade, war aber etwas bitter. Dies lag sicher auch daran, dass wir den stundenlangen Conchierprozess einfach ausgelassen hatten.

Einen Tag verbrachten wir im Dorf Tarabëayam, in dem 45 Angehörige der Nation der Siona wohnen. Insgesamt gibt es fünf Dörfer der Siona; im Gebiet leben zudem noch vier weitere Nationen, die zum Teil wegen der Ausbeutung der Erdölvorkommen hierher umgesiedelt worden sind. Der Schamane Aldemar erklärte uns seine Aufgaben als Heiler und Wissensträger und zeigte uns die Wirkung einiger Heilmittel auf. Er erklärte uns, dass er Ayahuasca in einer Zeremonie einsetzt, um die Leiden und Gebrechen seiner Patienten zu ergründen, und betonte, dass er sie für Operationen oder die Behandlung von Krebs in ein Krankenhaus einweist. An freiwilligen Besuchern demonstrierte er zum Abschluss die Anwendung eines natürlichen Rheumamittels und eine spirituelle Untersuchung, bei der er den Gästen positive Energie mitgab.

Schamane Aldemar

Anschliessend durften wir das Dorfhaustier, ein süsses verwaistes Capybara, herzen und streicheln – seine Grösse täuscht darüber hinweg, dass es aus der Familie der Meerschweinchen stammt. Die Frauen präsentierten uns stolz ihre hübschen Handarbeiten, die regen Anklang fanden. Unterwegs zu und in einem Speisesaal durften wir verschiedene Früchte und Spezialitäten probieren: Bananen, die nach Nelken schmeckten, Kakaofruchtfleisch, Naranjilla, den nussigen gerösteten Sacha Cacao, Zuckerrohr, Babaco sowie Chips aus Maniok und Bananen. Danach durften wir fürs Mittagessen selber anpacken bei der Herstellung von Cassavabrot. Die Schritte kannte ich bereits aus Dominica: Zunächst werden die Wurzeln ausgegraben, dann geschält, gewaschen und fein gerieben. Die geriebene Wurzel wird daraufhin ausgedrückt, bis ein fast trockenes Mehl entsteht, das fein gesiebt und ohne Zugabe eines zusätzlichen Bindemittels als Fladen gebacken wird.

Capybara
Handarbeiten

Per Kanu machten wir weitere Ausflüge in die Umgebung und entdeckten die Tier- und Pflanzenwelt. Ecuador und insbesondere Cuyabeno weisen weltweit eine der grössten Artenvielfalten pro Quadratkilometer auf. Fast alle Tiere Amazoniens sind hier vertreten; es gibt im Gebiet beispielsweise rund 600 Spezies von Vögeln. Besonders bei zwei Bootsfahrten noch vor dem Frühstück konnten wir zahlreiche Arten beobachten. Wohl am imposantesten sind die farbenfrohen Hoatzine, die am ehesten dem entsprechen, was ich mir unter einem Phönix vorstelle. Ihre Verwandtschaft ist ungeklärt und die unter Biologen umstrittenste jeden Vogels. Sie weisen einige Besonderheiten auf: Die Jungtiere haben Krallen an den Flügeln, welche sie nach einer Flucht mittels Sprung ins Wasser zum Erklettern von Bäumen benutzen. Sie benutzen ihre Beine kaum zum Gehen oder Stehen, sondern kriechen bzw. ruhen auf der Brust im Geäst. Ihre Flugfähigkeit ist ausserdem sehr stark eingeschränkt, unter anderem, weil sie ein Verdauungssystem haben, das an Wiederkäuer erinnert.

Hoatzine

Auch einige der bunten Vögel, für die das Amazonasgebiet bekannt ist, bekamen wir zu Gesicht: Gelbbrustaras, Rotbaucharas, Schwarzohrpapageien, Venezuelaamazonen und Sittiche waren aus der Ferne oder beim Vorüberfliegen zu beobachten. Ein besonderes Highlight war es natürlich, Weissbrusttukane und die mit ihnen verwandten Schwarzarassaris in den Baumwipfeln zu beobachten. Direkt bei unserer Lodge nisteten mehrere Krähenstirnvögel, welche mehr als 20 andere Tierstimmen imitieren können. Von anderen Tieren hörten wir nur die Rufe und Schreie, die sich in die rund um die Uhr vernehmbare, sich ständig wandelnde Kakophonie des Dschungels mischten. So bekamen wir beispielsweise Rotkehlkarakaras nicht zu sehen, dafür aber zu hören.

Rotbaucharas
Weissbrusttukan
Krähenstirnvogel

Am Wasser konnten wir immer wieder Anhingas beobachten, welche Fische mit ihrem langen Schnabel aufspiessen und die Flügel wie Kormorane zum Trocknen aufspannen. Der hübsche Amazonasfischer mit der charakteristischen Schnabelform, die tropische Kormoranart Humboldtscharbe, der Mangrovenreiher, der Nacktkehlreiher und der Fischadler ernähren sich ebenfalls von dem, was der Fluss hergibt. Der schwarze Riesenani, dessen Federn bläulich und grünlich irisieren, macht hingegen Jagd auf Insekten, wobei er gerne auch Affenbanden folgt, die mit ihrer Akrobatik Insekten aufscheuchen. Grünibisse, Schwarzkehlkardinale, Tyrannen und Schwalben stehen auf eine ähnliche Diät, suchen sich ihre Beute aber über der Wasseroberfläche bzw. in luftigen Höhen. Hoch oben kreisen auch Geier auf der Suche nach Aas.

Anhinga-Weibchen

Wegebussarde machen unter anderem Jagd auf Affen, von denen es gleich zehn Arten im Gebiet gibt. Uns war es vergönnt, drei davon beim Springen von Ast zu Ast zu beobachten: Die possierlichen Mittelamerikanischen Totenkopfaffen, die Kapuzineraffen und die Mönchsaffen mit ihren buschigen Schwänzen schüttelten die Baumkronen durch. Wesentlich gemächlicher ging es dagegen bei den Zweifingrigen Faultieren zu, die kopfüber in den Bäumen hingen und sich Futter griffen. Einmal konnten wir sogar eine Mutter beim gemeinsamen Schmaus mit ihrem Kind beobachten.

Mönchsaffe
Zweifingriges Faultier

An zwei Abenden und einmal mittags durften wir in der Laguna Grande baden, ungeachtet dessen, dass Anacondas am Grund lauern könnten. Die Piranhas, die wir bei den Bootsfahrten manchmal aus dem Wasser springen sahen, stellen für Menschen entgegen dem von Hollywood propagierten Bild keine Gefahr dar: Sie ernähren sich von Fischen und Aas, nur gelegentlich kommen vereinzelte Bisse bei Menschen vor. Dafür kamen jeweils kurz nach Sonnenuntergang Mücken zu Tausenden hervor und lockten ihrerseits Fledermäuse an. Dieses Mal schienen mein Repellent und die Imprägnierung der Kleider gewirkt zu haben, jedenfalls zählte ich nur sehr wenige Mückenstiche.

Macrolobiumbäume in der Laguna Grande

Nach Einbruch der Nacht suchten wir jeweils die Ufer nach Kaimanen ab. Trifft der Lichtkegel die Augen der Tiere, reflektieren sie es rot und erleichtern so das Auffinden der Reptilien. Tagsüber schlafen Kaimane gut versteckt am Ufer, um dann in der Dunkelheit auf der Lauer zu sein. Meist tauchten sie unter, wenn wir ihnen zu viel Aufmerksamkeit schenkten, aber einmal war ich bloss einen Meter von einem grossen braunen Auge entfernt. Auch zwei junge Hundskopfboas spürten unsere Guides auf diese Weise und mit Adlerblick auf – uns Ungeübte mussten sie jedoch fast mit der Nase auf ihre Entdeckungen stossen. Einfacher zu sehen waren da eine kleine giftgrüne Wasserschlange mit hoch erhobenem Köpfchen und die im Blattwerk gut kontrastierende Südamerikanische Zornnatter.

Hundskopfboas
Südamerikanische Zornnatter

Mit Gummistiefeln gewappnet, machten wir drei Spaziergänge an Land, einen davon in der Nacht. Dabei gab es verschiedene Spinnen- und Insektenarten zu entdecken. Wir erfuhren allerlei Wissenswertes, beispielsweise, dass Blattschneiderameisen mit den zerkauten Blättern Pilze züchten, von den sie sich ernähren, oder dass der Biss von 24-Stunden-Ameisen, einer der weltweit grössten Ameisenarten, beim Menschen etwa einen Tag lang extrem starke Schmerzen und Fieber auslösen. Als Überlebenstipps gab Guide Victor uns mit auf den Weg, dass eine bestimmte Art von Wanderameisen als natürliches Mückenschutzmittel dienen, wenn man sie auf der Haut zerreibt, während die Rinde der Chinarindenbäume Chinin enthält, das zur Behandlung von Malaria dient. Die Latex des Gummibaums (die auch für die Kautschukherstellung verwendet wird) hingegen hilft bei Verdauungsproblemen. Ich konnte mich selbst davon überzeugen, dass Termiten eine hervorragende Proteinquelle sind und dass Zitronenameisen tatsächlich leicht nach Zitrone schmecken. Letztere leben symbiotisch in Bäumen, die sie vor Parasiten schützen und deren Umgebung sie durch Injektion mit Ameisensäure von anderen Pflanzen freihalten, wodurch so genannte Teufelsgärten entstehen, die inmitten eines vielfältigen Waldes nur die Wirtspflanze beherbergen.

Spinne
Spinne
Blattschneiderameisen

Teilweise mussten wir die Lodge aber überhaupt nicht verlassen, um Wildtieren zu begegnen: Im Dach des Klohäuschens lebte eine grosse, haarige Vogelspinne, an der Aussenwand eine kleine Gruppe Curaçao-Blütenfledermäuse. Auf dem rot gestrichenen Holz waren sie natürlich kaum getarnt, an der Unterseite von schräg in den Fluss ragenden Baumstämmen dafür umso mehr. Ein Gast fand beim Ausschütteln seines Regenponchos eine Bananenspinne, die Lauerjäger sind und ihre Beute ohne Netz fangen. Um selbst keine Tiere anzulocken, hatte ich keine Esswaren im Zimmer gelagert – und tatsächlich entdeckten andere Gäste unverhofft Schaben und die Fressspuren eines Schwarzohr-Opossums.

Vogelspinne
Curaçao-Blütenfledermäuse

Aktuell neigt sich die Trockenzeit dem Ende zu, die vierzehn vom Río Cuyabeno gespiesenen Süsswasserlagunen führen schon wieder Wasser. Zur Trockenzeit liegen sie komplett trocken und der Lehm des Bodens wird dann von den Indianern für Töpferarbeiten gesammelt. Der Pegel wird in den feuchten Monaten noch um gut drei Meter steigen. Schon bei unserem Besuch gab es zeitweise heftige Regenfälle – wir hatten aber Glück, es regnete vor allem nachts und einmal kurz nachdem wir von einer Paddeltour zurückgekommen waren.

Am dritten und letzten Abend durften wir auf dem Weg zur Laguna Verde einen herrlichen Sonnenuntergang erleben. Wir hatten sogar Gesellschaft von Rosadelfinen, die gerade mit Jagen beschäftigt waren. Gemäss einer Zählung des WWF gibt es nur 40 Stück davon in Ecuador. Normalerweise springen sie nicht aus dem Wasser, man sieht höchstens die flache Rückenfinne beim Atmen – aber für uns machten sie freundlicherweise eine Ausnahme.

Rosadelfin

Per Kanu ging es am letzten Tag wieder zurück zur Brücke, wobei wir im Vorbeifahren einen Blick auf die riesige Schwanzflosse eines Arapaima werfen konnten: Dieser Fisch kann bis zu 2.6 m lang werden und 160 kg auf die Waage bringen! Der Bus brachte mich direkt vor die Tür meines gemütlichen Hostels in Quito, wo ich die letzten drei Nächte in Südamerika verbringen sollte.

In der höchstgelegenen Hauptstadt der Welt auf 2'850 m.ü.M. ging ich es ruhig an, wusch Wäsche und besuchte bei einer Free Walking Tour die Altstadt. 1987 war sie die allererste gewesen, die wegen der gut erhaltenen Kolonialarchitektur zu UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden war. Zahlreiche Klöster verschiedener Orden, barocke Kirchen, verschiedene Profanbauten und Denkmäler prägen das historische Stadtzentrum. Ein deutlich neuerer Bau sticht wegen seiner Grösse und erhöhten Lage heraus, und zwar die Basílica del Voto Nacional ("Basilika des Nationalen Gelübdes"), die ab 1887 im neogotischen Stil errichtet und erst 1988 geweiht wurde. Dass sie an die Notre-Dame de Paris erinnert, dürfte den französischen Architekten geschuldet sein – die Wasserspeier sind allerdings keine Grotesken, sondern stellen verschiedene im Land heimische Tiere dar. So kann man unter anderem Galápagos-Riesenschildkröten, Meerechsen, Meerschweinchen und Lamas entdecken, den Spitzturm zieren vier Kondore.

Basílica del Voto Nacional
Rosette
Lama-Wasserspeier

Alle Türme und der Dachstuhl sind gegen ein Entgelt zugänglich und bieten eine grossartige Sicht über die rund 30 km lange, aber nur 2 bis 3 km breite Stadt. Auch Gläubige müssen 2 Dollar Eintritt bezahlen – wie in den meisten Kirchen der Stadt. Wohl auch deshalb gehen, obwohl 90 % der Bevölkerung auf dem Papier katholisch sind, nur wenige Leute zur Messe.

Kondorturm
Aussicht übet die Stadt

Die Tour führte nicht nur zu den Perlen der auf den Ruinen der Präinka- und Inkakulturen errichteten Bauten, sondern ermöglichte es den Teilnehmern auch gleich, einige Spezialitäten Quitos zu entdecken. So konnten wir beispielsweise Canelazo (ein heisses alkoholisches Getränk, das aus Zimt, Nelken, Naranjillasaft und hochprozentigem Alkohol aus vergorenem Zuckerrohr besteht), Caca de Perro ("Hundekot"; karamellisierte Maiskörner) und Cevichocho (eine Art vegetarisches Ceviche, das unter anderem Popcorn und Tomaten enthält) probieren. Ausserdem nahmen wir an einer Schokoladendegustation teil – die hiesigen Schokoladenkreationen können fast mit dem Schweizer Niveau mithalten 😉

Plaza Central
Bibliotheksgebäude

Unser Guide Fernando erzählte uns aus der bewegten Geschichte des Landes, das seit der Unabhängigkeit von Spanien und dem Zerfall Grosskolumbiens nur wenig später eine stattliche Reihe von Bürgerkriegen, Staatsstreichen und Stürzen der amtierenden Präsidenten erlebt hat. Mehrmals führten Grossdemonstrationen in der Hauptstadt zur Absetzung des Staatsoberhaupts. Wegen Staatsverschuldung und Inflation löste im Jahr 2000 der US-Dollar den bis dahin verwendeten Sucre als Landeswährung ab – auch hier wird der venezolanische Grossmarschall als Befreier verehrt.

Sucre-Banknote

Etwa 22 km nördlich des Stadtzentrums verläuft der Äquator. Zwischen 1736 und 1744 war hier, wegen des dafür günstigen Terrains, eine französisch-spanische geodätische Mission unterwegs, um durch Vergleich mit gleichzeitig in Lappland gesammelten Daten die Form der Erde zu berechnen. Tatsächlich konnte sie anhand von Messungen entlang jeweils eines Meridians Newtons Hypothese bestätigen, dass die Erde keine perfekte Kugel, sondern an den Polen abgeflacht bzw. am Äquator verdickt ist. In Quito, das zudem aufgrund seiner erhöhten Lage weiter von Zentrum der Erde entfernt ist, ist die Erdbeschleunigung daher geringer als beispielsweise in Europa und entsprechend wiegt man etwas weniger.

Diese Mission bestimmte 1736 auch die Position des Äquators und zu dieser Zeit kam die Bezeichnung "Ecuador" für das Gebiet erstmals auf. An der durch die Mission ermittelten Stelle wurde um 1980 herum ein Monument errichtet. Die Äquatorlinie ist dort in gelb markiert und ein touristisches Dorf, Mitad del Mundo (Mitte der Welt) genannt, darum herum entstanden. Neuere Erkenntnisse, die mittels GPS gewonnen wurden, kamen allerdings zum Ergebnis, dass der Äquator eigentlich 240 m nördlich der ursprünglich gemessenen Linie verläuft.

Mitad del Mundo

Schon weit vorher, etwa gegen 800 n. Chr., hatte allerdings die Quitu-Cara-Kultur exakt auf dem Äquator ein Bauwerk, wahrscheinlich ein astronomisches Observatorium, auf einem Berg errichtet. Der Ort ist als Catequilla bekannt, was Quechua ist für "Derjenige, der dem Mond folgt". Eine halbkreisförmige Steinmauer zeigt dabei die Richtung der Juni-Sonnenwende an. Ein gepflasterter Steinkreis, der zusammen mit 17 anderen in der Region geodätische und astronomische Anordnungen bildet, lässt profunde Kenntnisse vermuten – möglicherweise wussten diese Menschen bereits um die Kugelgestalt der Erde und deren Inklination. An dieser Stelle bestimmte später das ecuadorianische militärgeografische Institut die Position des Äquators auf einen Millimeter (!) genau und errichtete ein Monument.

Archäologische Stätte Catequilla

Noch eine Äquatorlinie, die allerdings mit GPS bestimmt worden ist, befindet sich im Museum Intiñan, welches die Vielfalt Ecuadors zeigt - unter anderem ist hier ein echter Schrumpfkopf aus Amazonien ausgestellt! Das Museum hält zudem einige interessante Informationen und Demonstrationen zum Äquator bereit. Überdies stehen hier mehrere Objekte, wie eine doppelseitige, drehbare Sonnenuhr, ein Sonnenkalender und ein Nachbau eines steinernen Hohlzylinders. Jeweils zur den Äquinoktien, den Tagundnachtgleichen um den 20. März und den 23. September, fällt das Licht senkrecht in den Schacht, wenn die Sonne im Zenit steht, sodass kein Schatten zu sehen ist.

Schrumpfkopf
Instrumente am Äquator

Nach fast drei Monaten habe ich den südamerikanischen Kontinent heute verlassen. Ein spannendes Detail zum Flughafen von Quito ist übrigens, dass wegen der Höhe von 2'382 m.ü.M. keine vollgetankten Langstreckenflugzeuge dort abheben können. Stattdessen machen sie meist in Guayaquil eine Zwischenlandung, um für die Strecke ausreichend Treibstoff aufnehmen zu können.

René
hat geschrieben
Dienstag, März 5, 2024
Exotisch und wie immer sehr interessant und lehrreich. Von vielen Tieren etwa, die du beobachten konntest habe ich noch nie gehört.
Christiane
hat geschrieben
Dienstag, März 5, 2024
Ich finde dich mutig! In den Dschungel zu gehen,sogar mit Führung, ist wohl nicht jedermanns Sache!
Dominik
hat geschrieben
Donnerstag, März 7, 2024
Ja, die Tiernamen sind tatsächlich nicht die geläufigsten – ich wollte einen Überblick darüber geben, wie viele verschiedene Tiere wir beobachten konnten. Einige davon kann man im Zoo besuchen, andere, wie beispielsweise die Hoatzine, lassen sich in Gefangenschaft nicht erfolgreich halten.
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