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Dominikanische Republik

Dominikanische Republik

Samstag, November 18, 2023

Da es von Montego Bay aus keinen Direktflug gab und mir vom Besuch Kingstons abgeraten worden war, führte mich meine Reise via Panama City weiter nach Santo Domingo.

Als kleiner Junge hatte ich in einem Lexikon unter meinem Namen zwei Einträge zu Ländern gefunden: Dominica und die Dominikanische Republik. Ich habe lange davon geträumt, eines Tages selbst diese Länder zu bereisen, und mir sehnsüchtig die fantastischen Bilder in den Katalogen der Reisebüros angeschaut, deren Angebote versehen waren mit Preisangaben, die den Inhalt meines Sparschweins weit überstiegen. Abgeschaut vom Namen der Hauptstadt, war "Domingo" einer meiner ersten Aliase im Internet. Ein knappes Vierteljahrhundert später sollte mein Traum, die Dominikanische Republik einmal zu sehen, endlich in Erfüllung gehen.

Strand in Las Terrenas

Natürlich hatte dieser Traum nicht vorgesehen, dass ich mich in Jamaika mit Dengue-Fieber anstecken würde. Zuweilen macht das Leben eben nicht ganz mit bei der reibungslosen Umsetzung von Wünschen. Bereits während der Reise hatte ich mich nicht ganz fit gefühlt, die Kopfschmerzen aber auf den schlechten Schlaf geschoben. So nahm ich den Bus an die Nordküste, zur Halbinsel Samaná, wo ich mich in Las Terrenas günstig in einen schmucken Bungalow eingemietet hatte. Während der Fahrt dorthin hatte ich Gelegenheit, das Landesinnere kennenzulernen. Es ist stellenweise bergig, hier auf der Insel Hispaniola befinden sich auch die höchsten Gipfel der Karibik. Dazwischen findet sich verbreitet auch gelbliches, trocken wirkendes Agrarland. Die Küste ist dann dafür ausnehmend schön, kilometerlang ziehen sich unter Palmen traumhafte Sandstrände entlang, die vom Atlantik bespült werden. Mit 20 – 24 °C ist das Wasser hier etwas kühler als an der karibischen Südküste, was wohl mit ein Grund ist, dass der Massentourismus sich eher dort angesiedelt hat.

Strand in Las Terrenas

Nur konnte ich die Landschaft nicht geniessen, bei mir waren gerade 40 °C Fieber, Kopf- und starke Gliederschmerzen angesagt. Sergio, der Manager der Ferienanlage, begleitete mich für die Diagnose zu einer lokalen Klinik, unterstützte mich und blieb bei mir, bis es per Taxi wieder zurückging. Er liess später auch Trinkwasser, Medikamente und Essen im Bungalow vorbeibringen. An der Rezeption fragten mich die Angestellten in den Folgetagen jeweils besorgt um meine Gesundheit, wenn ich zum Essen oder Einkaufen kurz nach draussen ging. Bei Regen liehen sie mir einen Schirm und meinten, ich müsse verhindern, nass zu werden, da es mir ansonsten deutlich schlechter ginge. So gut aufgehoben habe ich mich beim Reisen selten gefühlt!

Bungalow Nr. 8 war mein Zuhause

Als es mir wieder besser ging und ich zur Kontrolle noch einmal die Klinik aufsuchte, zeigte das Blutbild allerdings eine massive Verringerung der Anzahl Blutplättchen sowie der weissen Blutkörperchen, was bei Dengue bekanntermassen auftreten kann. Drei Nächte lang hing ich in der Klinik am Tropf, bis meine Werte wieder deutlich gestiegen waren. In dieser Zeit hatten die Angestellten in der Lobby der Klinik eine buschige Kunststofftanne mit goldenen und silbernen Ornamenten so gründlich geschmückt, dass kaum noch etwas vom Grün der Zweige erkennbar war. Vorweihnachtsstimmung in der Karibik, im ersten Moment schon etwas gewöhnungsbedürftig.

Weihnachten kann kommen!

Sergio liess mich die letzten drei Nächte kostenlos wohnen und schaute bis zu meiner Abreise dazu, dass es mir an nichts fehlte. Auch als ich bereits wieder in Santo Domingo war, schrieb er noch besorgte und aufmunternde Nachrichten. Ohne ihn und sein tolles Team wäre mein Aufenthalt deutlich weniger angenehm ausgefallen. Muchísimas gracias por todo!

Während zwei Tagen hatte ich zum Schluss noch Zeit, mir die Hauptstadt anzusehen. Während Christoph Kolumbus' zweiter Entdeckungsfahrt durch seinen Bruder als La Nueva Isabela gegründet, heisst die Stadt seit 1495 Santo Domingo, zu Ehren des heiligen Dominikus, dem Gründer des Dominikanerordens. Es ist die älteste europäische Stadt in der Neuen Welt und heute die grösste der Westindischen Inseln. Sie war eine zeitlang das Tor zur Karibik schlechthin: Von hier zog Hernán Cortéz aus, um das Aztekenreich zu erobern, die grossen Antillen wurden von Santo Domingo aus für Spanien in Besitz genommen und die Expedition von Vasco Núñez de Balboa, die erstmals den Isthmus von Panama querte, startete ebenso von hier. Die "Zona Colonial" genannte historische Altstadt mit ihren Gebäuden aus dem 16. Jahrhundert wurde 1990 zu UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Parque Colón (ehem. Plaza de Armas)
Calle Arzobispo Meriño

Aufgrund ihrer strategischen Lage im Herzen der Karibik und als Sitz des Vizekönigs (Diego Kolumbus, der älteste Sohn des berühmten Admirals, bekleidete diese Position ab 1509) konnte die Stadt einige weitere "Firsts" für sich beanspruchen: Sie wurde nach ihrer Zerstörung durch einen Hurrikan 1502 auf die andere Flussseite verlegt und bei dieser Gelegenheit erstmals mit dem Grundriss einer Idealstadt der Renaissance geplant – mit breiteren Strassen als selbst Barcelona, das damals als die am grosszügigsten angelegte Stadt der iberischen Halbinsel galt. Die erste Kathedrale in der Neuen Welt wurde hier 1541 geweiht, errichtet im spätgotischen Stil, was ausserhalb Europas recht aussergewöhnlich ist.

Fassade der Kathedrale
Fassade der Kathedrale
Hauptschiff der Kathedrale

Die Behandlung und Versklavung der indigenen Taíno wurde bereits 1511 durch den Dominikanermönch Antonio de Montesinos in einer flammenden Adventspredigt verurteilt, was eine Kontroverse in der jungen Kolonie auslöste und ihn zwang, nach Spanien zurückzukehren. Im altehrwürdigen Dominikanerkloster wurde 1538 die erste Universität eröffnet, die heute noch als autonome Universität von Santo Domingo (UASD) existiert.

Kirche der Dominikaner

Um die Stadt vor dem Einfall von Feinden zu schützen, wurde am Ufer des Río Ozama eine Festungsanlage erbaut, natürlich die älteste in dieser Weltgegend. Sie wurde über die Jahrhunderte ein Symbol des Widerstands, der Unabhängigkeit und der Freiheit, in ihrer Funktion als Gefängnis aber auch der Unterdrückung durch die Trujillo-Diktatur.

Stadtmauer und Puerta San Diego
Festung von Santo Domingo

In La Conde, einer Längsachse der Zona Colonial, befindet sich schliesslich auch die einzige Fussgängerzone der Stadt. Restaurants mit typischen Gerichten, Musiker, Andenkenläden und Strassenhändler buhlen dort um die Gunst der Kundschaft. Wäre der Platz in meinem Rucksack nicht so arg beschränkt, hätte ich wohl Mühe, mich bei den verschiedenen Stilen und Motiven für ein Bild zu entscheiden!

Bilder eines Strassenhändlers
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