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Noch einmal diente Las Vegas mir als Sprungbrett in einen Nationalpark in einem anderen Staat: Death Valley in Kalifornien.
Josuabäume säumten den Strassenrand und schon am Vormittag war es drückend heiss. Zur Sicherheit deckte ich mich im letzten Ort vor der State Line mit Wasser ein und tankte zu Nevada-Preisen voll. Dann ging es hinunter in die Wüste. Das eigentliche Death Valley beansprucht gleich drei Superlative für sich: Mit 85.5 Metern unter dem Meeresspiegel ist es der tiefste Punkt Nordamerikas, bedingt durch tektonische Vorgänge. Hier wurde vor 111 Jahren die höchste Temperatur der Erde gemessen: Satte 57 °C, und das fünf Tage in Folge. Im Jahresdurchschnitt fallen hier ausserdem weniger als 50 mm Regen, was es zum trockensten Ort der USA macht – hier verdunstet das 75-fache dessen, was an Niederschlag zusammenkommt!

Im Besucherzentrum riet man mir deshalb, den höhergelegenen Wildrose Campground aufzusuchen, wo wesentlich kühlere Temperaturen vorherrschen. Über eine gewundene Bergstrasse erreichte ich diesen Campingplatz, wo jeder nach dem Prinzip "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" gratis einen Stellplatz aussuchen darf. Einst diente der Ort als Lager für den Civilian Conservation Corps (CCC), welcher während der Weltwirtschaftskrise eine Vielzahl junger Männer beschäftigte und in vielen heutigen Nationalparks Infrastruktur errichtete.

Nachdem ich mein Zelt aufgestellt hatte, stattete ich den Charcoal Kilns einen Besuch ab – es handelt sich dabei um die am besten erhaltenen Koksöfen des Westens, die einige wenige Jahre lang eingesetzt worden sind, um die Silber- und Bleiminen im Tal mit Holzkohle zu versorgen. Von dort machte ich vor dem Sonnenuntergang eine kleine Wanderung bis hinauf zum Grat, der einen fantastischen Blick auf die Täler bot.


Aufgrund der klimatischen Verhältnisse ist der Nationalpark auch ein International Dark Sky Park erster Güte, der hervorragende Möglichkeiten für Sternenbeobachtung bietet. Leider ist aber selbst hier die zunehmende Lichtverschmutzung durch die Ballungsräume Las Vegas und Los Angeles spürbar. Deutlich stärker störte allerdings der Halbmond die Sicht; nach dem Monduntergang am frühen Morgen hatte ich dafür eine fantastische Sicht auf die Milchstrasse.
Um der Hitze des Tages zu entgehen, begann ich den nächsten Tag früh und besuchte die Mesquite Sand Dunes. Die Winde im Tal haben hier drei der fünf möglichen Typen von Sanddünen geschaffen und verändern die Landschaft kontinuierlich. Ich setzte meine Füsse mit Bedacht, als ich durch den Sand stapfte, zumal Klapperschlangen und Skorpione dort leben sollen. Glücklicherweise begegnete ich aber nur einigen Zebraschwanzleguane, deren Spuren auch teilweise im Sand zu sehen waren.


Im abflusslosen Tal ist über Jahrtausende aus Verdunstungsrückständen auch eine Salzpfanne entstanden, das Badwater Basin. Nicht überall ist sie flach – beim Devil's Golf Course, wo "nur der Teufel Golf spielen würde", zeigen sich diverse Ausbildungen zwischen scharfkantigen Hügeln: Gezackt, als feine Härchen, als durchsichtige kristalline Plättchen. Aber auch ebene Abschnitte lassen sich finden, nahe dem namensgebenden Badwater Pool, einem durch einen uralten Aquifer gespiesenen Seelein, in dem eine sehr seltene endemische Schneckenart lebt. Wer hätte das gedacht, mitten in der Wüste!

Ich besuchte einige weitere spektakuläre Orte, wie die Artist's Palette, wo Gesteine in verschiedenen Farbtönen zusammenkommen, oder die Aussichtspunkte Zabriskie Point und Dantes View. Von letzterem geniesst man, hoch über der Talsohle, einen atemberaubenden Blick über die schimmernde Ebene des Badwater Basin und ist dabei umgeben von hübsch blühender Vegetation.


Stellenweise sind noch Überreste der Boraxwerke zu sehen, wo das "Weisse Gold der Wüste" raffiniert und mit zwanzigspännigen Maultierkarren bis zum nächstgelegenen Bahnhof verfrachtet worden ist – eine mühsame Plackerei, die sich trotz der ausbeuterischen Löhne für die chinesischen Gastarbeiter schnell nicht mehr lohnte, als an anderen Orten in Kalifornien Borax gefunden wurde. Es sollen sich, aufgrund des Abbaus diverser Erze und Mineralien, noch hunderte alter Stollen im Nationalpark befinden, die heute Fledermäusen eine willkommene Zuflucht bieten.
Wegen der Abgeschiedenheit des Campingplatzes hatte ich mich entschieden, ausserhalb des Nationalparks zu übernachten, und hatte dadurch eine lange Fahrt bis nach Einbruch der Dunkelheit. Ein kurzes Stückchen weit nahm ich einen Wanderer aus Alaska mit, abgesehen davon genoss ich die Ruhe des Abends alleine. Auch einen Grossteil des neuen Tages verbrachte ich auf der Strasse, während die Landschaft um mich sich langsam wandelte: Die Wüste ging über in Steppe mit Josuabäumen, grossflächigen Solaranlagen und Windkraftwerken, gefolgt von Ölfeldern mit beständig nickenden Pumpen, Weingärten, goldenen Kornfeldern und Obstplantagen, bis es in die Berge ging, wo ein lang gestreckter See und Nadelbaumwälder vom Wegrand grüssten. Ich machte nur einen kurzen Abstecher in die Sequoia und Kings Canyon National Parks, vor allem, um mir zu Planungszwecken Karten- und Informationsmaterial zu holen, anschliessend ruhte ich mich in meinem Motelzimmer aus.

Und dann hatten die grössten Lebewesen der Welt ihren, nun ja, grossen Auftritt. Nur in einem schmalen, knapp 100 km langen Band entlang der Westflanke der Sierra Nevada kommen die gewaltigen Riesenmammutbäume natürlich vor, und auch nur dort, wo die Bedingungen stimmen. Die Wipfel der Sequoias singen ein Lied von Eis und Feuer: In 75 Hainen (Groves) ist der Boden den Sommer über dank Schmelzwasser des Winterschnees feucht, aber nicht zu nass. Über Tausende von Jahren haben hier immer wieder Waldbrände für eine ideale Umgebung gesorgt: Erst bei Hitze öffnen sich die Zapfen und geben Millionen von Samen frei, die nur auf blossem, durch Asche fruchtbar gemachtem Erdboden spriessen. Die Flammen sorgen einerseits dafür, dass die um Licht und Wasser konkurrierenden Weisstannen absterben, andererseits reduzieren sie eine Zeit lang die Gefahr weiterer Feuer, welche die Schösslinge verzehren könnten. Zunächst wachsen Riesenmammutbäume rasch in die Höhe und behalten bis zu mehrere hundert Jahre lang eine spitze Form wie die einer Tanne, mit der Zeit gehen die unteren Äste aber durch Brände verloren und der Stamm rundet sich oben ab. Danach gewinnen die Bäume nicht mehr an Höhe, aber jedes Jahr an Umfang – Mammutbäume sind besonders deshalb so imposant; sie bleiben bis weit oben dick.

Ich wanderte im Giant Forest zwischen diesen Riesen, die zwar weder die höchsten, noch die umfangreichsten, noch die ältesten Bäume sind, aber in all diesen Kategorien gut abschneiden. Tatsächlich misst der höchste Mammutbaum ganze 95 m, der älteste Baum wird auf 3'200 Jahre geschätzt. Um den zweitgrössten, und mit 33 m umfangreichsten, Mammutbaum "General Grant" zu umspannen, wäre eine Kette von zwanzig erwachsenen Menschen nötig! Den Rekord stellen Mammutbäume aber bei Volumen, Gewicht und Biomasse auf. Der grösste ist dabei der "General Sherman" genannte Baum, welcher mit einem Volumen von 1'487 m³ satte 1'256 t auf eine enorme hypothetische Waage brächte!

Meine Nackenmuskulatur und die Weitwinkelfunktion meines Handys waren stark gefordert, als ich unter den Giganten wandelte und viel über diese zähen Lebewesen erfuhr. Trotz ihres Ausmasses reicht ihnen eine ein bis zwei Meter tiefe Erdschicht, in der sie ihre flachen Wurzeln ausbreiten. Ihre bis zu 60 cm dicke Rinde schützt sie nicht nur vor Schädlingen, sondern auch vor den meisten Bränden. In den Jahresringen sind übrigens Feuer gut erkennbar: Begünstigt durch lokal mehr Sonnenlicht und zusätzliche Nährstoffe im Boden wächst das Holz über verkohlten Stellen schneller und schliesst Wunden so mit der Zeit wieder. Häufigste Todesursache ist Umstürzen, etwa wenn der Boden zu weich wird oder durch Schneelast eine Schieflage entsteht, sodass das Wurzelwerk den mächtigen Stamm nicht mehr halten kann. Selbst nach dem Tod kann es hunderte von Jahren dauern, bis Holz und Rinde verrotet sind, die entstehende Bresche im Wald bringt aber plötzlich so viel Licht zum Boden, dass jüngere Bäume profitieren können.


Da der grösste Teil des Kings Canyon wegen Schnees noch geschlossen war, fuhr ich nach einer Nacht im Zelt weiter in den relativ nahe gelegenen Yosemite National Park. Als erstes verschaffte ich mir dort von den Aussichtspunkten Washburn Point und Glacier Point aus einen Überblick im wahrsten Sinne des Wortes. Das aussergewöhnliche Yosemite Valley wird seinem Ruf eines Naturwunders, die dahinter liegende Sierra Nevada ihrem Namen ("Verschneite Bergkette") gerecht. Gerade jetzt im Spätfrühling wirken die Wasserfälle beeindruckend – nach der Schneeschmelze versiegen die sie nährenden Bäche fast vollständig.


Nachdem ich unterwegs einige Maultierhirsche angetroffen hatte, zum Glück aber ohne mit ihnen zu kollidieren, bezog ich mein gemütliches Hotelzimmer unweit des Parkeingangs. Ich stand früh auf, um dem sich später bildenden Stau zu entgehen; an den Wochendenen, beziehungsweise in der Hauptsaison sogar jeden Tag, müssen zeitlich limitierte Eintritte gelöst werden, derart gross ist der Andrang. Im Yosemite Valley, das allerdings nur einen kleinen Teil des Nationalparks ausmacht, verkehren daher Shuttlebusse, um die Infrastruktur zu entlasten. Ich liess meinen Mietwagen stehen und wanderte vom sprühnebelnassen unteren Ende der Yosemite Falls in die Höhe. Unterwegs eröffneten sich spektakuläre Ausblicke auf die höchsten Wasserfälle Nordamerikas, die fünfthöchsten weltweit. Der im engen Zickzack nach oben führende Weg bot auch tolle Blicke ins Tal, und oben angekommen stand ich direkt neben der Kante, über die die Wassermassen ihren insgesamt 739 m langen Weg in die Tiefe antreten.


Auch von jener Kante des durch Gletscher tief ausgegrabenen, U-förmigen Tals genoss ich den Sonnenschein und ein prächtiges Panorama, sodass der Nachmittag bereits fortgeschritten war, als ich mich an den Abstieg machte. Und was für ein Erlebnis! Nicht nur, dass am Nachmittag Regenbogen den Wasserfall schmückten, an einer Stelle konnte ich sogar eine Bärin mit ihrem Jungen beim Klettern beobachten. Es ist unglaublich, wie behände diese Muskelpakete auf scheinbar glattem Stein unterwegs sind!
Am Talgrund spazierte ich noch ein wenig durch die Auen, bevor ich zurückfuhr zum berühmten Tunnel View, ein Aussichtspunkt am im Westen liegenden Talausgang. Besonders die in der Kletterszene beliebte, senkrechte Wand von El Capitan und die Bridalveil Falls fallen dabei auf, im Hintergrund thront der Half Dome über dem Tal.

Ich liess die Naturschönheiten hinter mir und fuhr nach San Francisco – dass die viertgrösste Stadt Kaliforniens nahte, merkte ich an der kontinuierlichen Zunahme des Verkehrs und der Anzahl Fahrspuren. Bis zu sieben zählte ich, bevor ich vom Highway runterfuhr und mein Fahrzeug am Flughafen abgab. In meinem angenehmen Hostel legte ich dann erstmal einen dringend nötigen Ruhetag ein.
Auch in der City of Fog gibt es ein Gebiet, welches dem National Park Service untersteht: Die Golden Gate National Recreation Area. Zum Auftakt schaute ich mir die interessante Ausstellung im Besucherzentrum an, welche die Geschichte der Stadt beleuchtet. Ursprünglich war diese wegen ihres natürlichen Hafens und ihrer strategischen Position an der Mündung des Central Valley als nördlichste Siedlung des spanischen Imperiums 1776 gegründet worden und lange als Yerba Buena ("Gutes Kraut") bekannt. Erst nach der US-amerikanischen Eroberung wurde sie umgetauft, wobei sie den Namen von der nach dem Heiligen Franz von Assisi benannten Mission erbte. Bis zum Goldrausch in Kalifornien blieb der Ort ein unbedeutendes Nest, wurde aber ab 1848 zu einer explodierenden Boomtown. Aus aller Welt reisten Goldsucher an, die wie die griechischen Helden auf der Suche nach dem Goldenen Vlies "Argonauten" genannt wurden. Die Preise für die Überfahrt waren derart hoch, dass sich der Bau eines Schiffs schon nach einer Fahrt lohnte: Der Hafen von San Francisco glich einem Wald von Masten, die über zurückgelassenen Schiffen aufragten –einige Schiffe wurden zu Lagerhäusern und Saloons umgenutzt, andere wurden versenkt, um Parzellen zu reklamieren, die durch die Aufschüttung der Yerba Buena Cove entstanden. Noch heute liegen im sauerstofffreien Erdreich unter jenem Stadtteil hölzerne Schiffsrümpfe konserviert.
Unter den Eingewanderten waren auch italienische, vor allem sizilianische, Fischer, die ihre Bräuche mitbrachten und nach Abklingen des Goldrausches im Pazifik ihre Netze auswarfen. Ihren Fang verkauften sie freitags direkt vom Pier in Fisherman's Wharf, das heute eine bei Touristen beliebte Gegend ist und noch immer Spezialitäten aus fangfrischen Fisch anbietet. Seit 1989 hat sich eine Kolonie Kalifornischer Seelöwen auf den Stegen des Pier 39 angesiedelt, und besonders im Frühling sind zahlreiche Tiere hier zu beobachten. Die Bucht bietet ihnen reichlich Nahrung, die Stege dagegen Schutz vor Orcas und Haien. Privatsphäre ist offenbar kein Thema, jedenfalls liegen die Seelöwen in Schichten übereinander und watscheln über dösende Artgenossen. Freilich geht nicht alles friedlich und gesittet ab; immer wieder werden Neuankömmlinge angeraunzt, mit gefletschten Zähnen bedroht und ins Wasser geschubst. Es herrscht ein reges Treiben, das zu beobachten völlig faszinierend ist.
Auch für seine steilen Strassen ist Frisco bekannt, über 50 Hügel befinden sich auf Stadtgebiet. Einer davon ist Telegraph Hill, der eine schöne Aussicht bietet und von dem die wunderschön begrünten hölzernen Filbert Steps nach unten zum Fährhafen führen. Dutzende Male begegnete ich unterwegs durch die Stadt elektrischen, selbstfahrenden Autos – sie können wie ein Taxi mit einer App gerufen werden und fahren daher teilweise auch ohne Insassen umher. Es ist schon etwas gruselig, wenn das Steuerrad eines völlig leeren Wagens sich von Geisterhand bewegt!

Wie viele nordamerikanische Städte verfügt auch SF über ein Little Italy und ein Chinatown – vor dem Aufkommen von Flugzeugen gelangten alle asiatischen Einwanderer über diesen einst wichtigen Hafen in die USA. Durch die Entwicklung hin zu Containerschiffen verlor der Hafen mangels Zuganbindung allerdings an Bedeutung, heute sind andere Wirtschaftszweige relevant, so zum Beispiel der Tourismus, Finanzdienstleistungen oder neuere Technologien.


Mein Besuch der Golden City wäre gewiss nicht komplett gewesen ohne einen Abstecher nach Alcatraz, das wohl berühmteste ehemalige Hochsicherheitsgefängnis der Welt. Ursprünglich befand sich hier eine Militärbastion mit 111 Kanonen, später wurden problematische und fluchtgefährdete Häftlinge hierhin gebracht, unter anderem der berüchtigte Mafiaboss Al Capone. Eine interessante Audiotour mit Kommentaten von einstigen Wärtern und Insassen führte durch den Gefängniskomplex, aus dem trotz vierzehn Fluchtversuchen niemand lebend entkam.



Seit der damalige Justizminister Robert F. Kennedy 1963 das Gefängnis aus Kostengründen schliessen liess, haben die Vögel "The Rock" wieder zurückerobert: Heerscharen von Pinselscharben (Kormorane) nisten hier, neben Westmöwen, Silberreihern, Nachtreihern und anderen Seevogelarten. Dank Pflanzungen durch die Häftlinge lockert eine wahre Blumenpracht das Grau auf und bietet verschiedenen Tieren Schutz und Nahrung. Ende der 1960er-Jahre wurde Alcatraz neunzehn Monate lang von den "Vereinigten Indianern aller Stämme" besetzt, was den Umgang der Vereinigten Staaten mit Indigenen und auch deren Selbstbild nachhaltig veränderte.


Am schönen, aber unglaublich windigen Nachmittag mietete ich ein Velo und machte eine Tour zur Golden Gate Bridge. Jahrzehntelang war dieses Wahrzeichen der Stadt die längste und höchste Brücke der Welt, inzwischen hat es beide Titel abgeben müssen. Die am meisten fotografierte ist es aber bestimmt immer noch. Seit ihrer Eröffnung 1837 wurden diverse Anpassungen vorgenommen, wie beispielsweise Sicherheitsnetze, die die rekordhohe Suizidrate senken soll, und die aktuellen Anpassungen, welche die Erdbebensicherheit erhöhen sollen. Bekanntermassen befindet sich der San-Andreas-Graben unweit der Stadt im Pazifik, 1906 wurde ein Grossteil von Frisco durch ein Erdbeben und darauf folgende Brände in Schutt und Asche gelegt.

Ich überquerte die Brücke und besuchte einige Aussichtspunkte, die alle eine ganz eigene Perspektive auf das Bauwerk und die östlich davon liegende Stadt ermöglichten: Marin Headlands, Kirby Beach und Lime Point. Zurück musste ich nicht trampeln (auch wenn das mit Rückenwind gewiss einfacher gewesen wäre), sondern nahm in Sausalito bequem die Fähre. Bei Sonnenuntergang kamen wir noch einmal dicht an Alcatraz vorbei, ein passender Abschluss für einen ereignisreichen Tag.

Am letzten Tag in San Francisco machte ich einen langen Spaziergang, der mich zunächst am Rathaus im Beaux-Arts-Stil vorbeiführte und weiter zu unzähligen viktorianischen Häusern, zu denen auch die als "Painted Ladies" bekannte Gruppe zählt. Weiter schlenderte ich durch das Quartier Haight-Ashbury, in dem 1967 der "Summer of Love" begann und in dem diverse Musikgrössen, wie beispielsweise Jimi Hendrix oder Janis Joplin, einst wohnten. Heute verkaufen diverse kleine Läden bunt gefärbte Stoffe in Batik-Technik, Stoffe für bunte Erlebnisse, schwarze Scheiben aus Vinyl und allerlei Andenken.



Den sonnigen und warmen Sonntagnachmittag beschloss ich im Golden Gate Park, einem Stadtpark grösser als der Central Park in New York. In den 1870er-Jahten wurde er auf Sanddünen gestaltet, bewässert und mit künstlichen Seen versehen. Zwei Windmühlen nach holländischem Vorbild pumpen das nötige Wasser – die südliche davon ist die grösste der Welt. Der Park wird von der Bevölkerung vielseitig genutzt: Natürlich treiben viele Leute Sport; neben Jogging, Velofahren, Rollschuhfahren und diversen Ballsportarten kann auch Bogenschiessen betrieben werden. Gemütliches Flanieren oder der Besuch des Botanischen Gartens, des Japanischen Gartens oder des hübschen viktorianischen Gewächshauses ist ebenso möglich wie Picknicken oder Feste feiern. In einem Musikpavillon bereitete sich eine Band auf ihren Auftritt vor, am Hippie Hill spielte eine andere, auf einer Wiese fand eine Malstunde statt und auf den Seen fuhren Menschen mit Tretbooten herum oder pobierten ihre Modellboote aus. In einem Gehege weidet gar eine Herde Bisons – vor über hundert Jahren haben Zuchterfolge im Golden Gate Park zum Überleben der Art in Nordamerika beigetragen.


