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Am Lago Titicaca entlang führte mich mein Weg über die peruanische Grenze nach Puno, wo schon in grauer Vorzeit Menschen gelebt hatten.
Puno ist die spanische Schreibweise des Orts, auf Quechua heisst er Puñuypampa, "Schlafplatz". Passenderweise verbrachte ich nur eine Nacht dort und besuchte am Folgetag die schwimmenden und leicht schwankenden Inseln des Volks der Uro, rund 4 km vor der Küste. Der Überlieferung nach floh das Volk vor den Inka, als jene ihr Reich 1472 gen Süden hin vergrösserten, und fand im zweitgrössten See Südamerikas Schutz. Die Inseln bestehen aus zwei Schichten: Zunächst werden rund 10 × 5 Meter grosse Blöcke der Wurzeln der Totora, einer Schilfart, ausgesägt und zusammengebunden. Auf die schwimmenden Wurzeln wird lose, getrocknete Totora kreuzweise gelegt, bis eine trockene, schwimmende Plattform entsteht. Auch die Häuser bestehen aus diesem Schilfrohr, sind aber etwas erhöht gebaut. Obwohl die kriegerischen Inka längst keine Gefahr mehr darstellen, stehen noch immer Wachtürme auf den Inseln und es wäre möglich, die Leinen loszumachen und sich mit den Inseln weiter auf den See hinaus zurückzuziehen. Erst seit kurzem werden die Hütten mit Solarstrom beleuchtet; vorher waren Brände ein häufiges Problem. Gekocht wird weiterhin mit Feuer auf speziellen Öfen, die im Freien stehen. Alle 15 Tage muss Schilf nachgelegt werden, da das unter Wasser liegende Rohr mit der Zeit vermodert. Der Bau einer Insel dauert bis zu einem Jahr, dafür hält sie danach rund 40 Jahre lang. Auf den Inseln wohnen jeweils mehrere Familien zusammen, die sich von der Jagd auf Vögel, der Fischerei und dem Sammeln von essbaren Wurzeln ernähren (auch hier spielt die Totora eine Rolle). Vor allem aber der Tourismus ermöglicht das Überleben: Etwa zweimal im Monat wird jede Insel angefahren, was es den Bewohner*innen ermöglicht, ihre Handwerkskunst zu verkaufen.


Der Lago Titicaca ist von enormer Bedeutung für die Gegend: Er wirkt als Thermoregulator, indem er die Wärme des Tages nachts abstrahlt. Seine Temperatur schwankt über das Jahr gesehen um den Mittelwert von 9 °C, was recht kühl erscheinen mag, aber es ermöglicht seit Jahrtausenden die Landwirtschaft auf einer Höhe von über 3'800 m.ü.M. Vermutlich wurden hier zum ersten Mal Kartoffeln angebaut und Lamas und Alpacas domestiziert. Rund um den See wurden ab 600 v. Chr. Bewässerungsgräben für den Ackerbau ausgehoben. Auch heute noch ist die Landwirtschaft enorm wichtig; so lebt hier rund die Hälfte der Alpakas und je rund ein Drittel der Schafe und Lamas Perus. Fischfang und Fischzucht sind ebenfalls bedeutende Wirschaftszweige, leider wurden aber durch die Einführung der räuberischen Forelle im letzten Jahrhundert bereits zwei Fischarten ausgerottet.

Die Inseln Taquile und Amantaní, beides natürliche Inseln im peruanischen Teil des Sees, wurden bereits von der Kultur der Tiwanaku besiedelt; in dieser Zeit wurde die immer noch zum Anbau von Quinoa oder Kartoffeln genutzte Terrassierung angelegt. Etwa 3'600 Quetchua wohnen auf der Insel Amantaní und bewahren hier ihre Kultur, welche derjenigen auf Taquile, die von der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt wurde, ähnlich ist. Dazu gehört ein starker Gemeinschaftssinn, Subsistenzwirtschaft und Fischerei, aber auch, dass die Männer stricken und die Frauen weben. Im Gegensatz zu Taquile wird die Insel kaum von Touristen besucht, wohl weil sie etwas weiter von Puno entfernt ist, aber wer möchte, kann bei einer Gastfamilie übernachten. Ich war als Tagesbesucher gekommen und bekam daher die Tempel für Pachamama und Pachatata (Mutter und Vater Erde) leider nicht zu Gesicht; geöffnet sind diese aber ohnehin nur zum Inselfest am 20. Januar. Dabei messen sich Vertreter beider Tempel in einem Wettlauf. Gewinnt der Vertreter von Pachamama, soll die Ernte in jenem Jahr grosszügig ausfallen. Neben diesen beiden Gottheiten wird hier natürlich auch die Cotamama, Mutter Wasser, verehrt.

Gegen Nachmittag kommt auf dem See jeweils Wind auf und türmt Wellen bis zu einen Meter hoch, weshalb die Rückfahrt etwas rauer ist als die Hinfahrt. Der Lago Titicaca wird übrigens von über 25 Zuflüssen gespeist und hat zwar einen Abfluss, aber keine Verbindung zum Ozean. Das Wasser und besonders die darin gelösten Mineralien enden in einem Salar.
Zurück in Puno konnte ich vor der Abfahrt meines Nachtbusses für einige Stunden dem Fest zu Ehren der Virgen de la Candelaria beiwohnen. Diese ebenfalls zum immateriellen Weltkulturerbe zählenden Feierlichkeiten finden jährlich im Februar statt und sind in musikalischer und religiöser Hinsicht die grössten des Landes. Neben zahlreichen Messen und Prozessionen spielen etwa zehntausend Musiker*innen und hunderttausend Tänzer*innen bewegen sich im Takt der Musik in aufwändigen Choreografien durch die Strassen. Die Tänzer*innen sind häufig maskiert, wobei die furchterregenden Dämonenmasken am imposantesten sind. Viele tragen Schellen an den hohen Stiefeln, die bei jeder Bewegung scheppern. Überdies sieht und hört man in diesen Tagen immer wieder Feuerwerk.


Cusco erreichte ich am frühen Morgen. Ich hatte mich mit Julio verabredet, den ich im Hostel in Washington kennen gelernt hatte. Als Professor für Bauingenieurswesen, spezialisiert auf die Erhaltung historischer Gebäude, wollte er mir die Ruinen von Sacsayhuamán zeigen, welche hoch über der Stadt liegen. Zusammen mit Susan, einer seiner ehemaligen Studentinnen, welche einmal beim Fest Inti Raymi mitgewirkt hat, das dort alljährlich zur Wintersonnenwende stattfindet, lauschten wir den Worten eines Fremdenführers. Von der 400 Hektar grossen Anlage sahen wir gerade einmal einen, und der ist schon eindrücklich. Zum Bau der Festung waren riesige Kalksteinblöcke gebrochen, hertransportiert, behauen und in Form geschliffen worden. Dabei hatten die Steinmetze die Oberflächen auf allen Seiten sorgfältig aufeinander abgestimmt und konvexe mit konkaven Bereichen gepaart. Die mächtigen Mauern wuchsen so ohne Mörtel in die Höhe und waren obendrein erdbebensicher. Bis zu 20'000 Arbeiter sollen während 70 Jahren am Bau beteiligt gewesen sein. Vieles an der Anlage gibt Rätsel auf und ist spekulativ, so auch der riesige kreisrunde Bereich, von dem angenommen wird, dass es sich um einen Wasserspiegel zur Beobachtung der Gestirne gehandelt hat.


Ein spätes Mittagessen nahmen wir in einem Restaurant mit reichhaltigem Büffet ein, sodass ich zahlreiche leckere peruanische Spezialitäten kennen lernen durfte. Danach gingen alle ihrer Wege; ich in die Herberge, zum Ausruhen.

Früh am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Bus und Zug brachten mich durch das Valle Sagrado bis zum Dorf Aguas Calientes, von wo aus ein Strässchen sich bis zu einem der grössten Touristenmagneten Südamerikas hochwindet: Machu Picchu. Die Ruinenstadt liegt auf gut 2'400 m.ü.M. spektakulär eingebettet zwischen den Gipfeln des Huayna Picchu ("Junger Berg") und des Machu Picchu ("Alter Berg"). Die weltberühmte Ansicht der Ruinen mit dem zuckerhutförmigen Huayna Picchu dürfte allen bekannt sein – vielleicht ist es auch deshalb so eindrücklich, selbst einmal auf die Gebäude und Terrassen hinabzusehen.

Es ist nicht bekannt, weshalb die Stadt, welche einst wohl tausend Leute beherbergen und versorgen hatte können, gebaut worden ist. Eine Theorie besagt, es sei eine Fluchtburg gewesen, mein Guide meinte, sie habe, mit ihrer Lage auf halbem Weg zwischen den Anden und dem Amazonasgebiet, der Akklimatisierung und der Lehre gedient. Tatsächlich fliesst das Wasser des Río Urubamba unten im Tal via Amazonas in den Atlantik. Um die Stadt wurde, wohl der Sensation halber, der Mythos kreiert, sie sei vierhundert Jahre lang vergessen, ja, verschollen gewesen und erst 1911 vom US-Amerikaner Hiram Bingham wiederentdeckt worden. Tatsächlich taucht sie aber schon früher in Karten auf und die Indígenas wussten um deren Existenz – sporadisch waren vereinzelte Häuser gar bewohnt gewesen. Bingham ist es aber zu verdanken, dass die bei der "Wiederentdeckung" völlig überwucherte Stadt freigelegt worden ist. Im April 1913 widmete National Geographic seiner Expedition die gesamte Monatsausgabe und druckte ganze 244 Fotos der Ruinen ab, wodurch sie internationale Bekanntheit erlangten. Schon bald darauf wurde der Ort zu einem nationalen Monument erklärt, 1983 nahm die UNESCO das Schutzgebiet, das auch historische Stätten in der Umgebung umfasst, in die Liste des Weltkulturerbes auf.
Seitdem die Anlage nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie wieder geöffnet ist, wird eine begrenzte Anzahl Tickets verkauft, wobei vorgängig ein Zeitfenster für den Zugang gewählt werden muss. Die Tickets erlauben einen Aufenthalt von vier bzw. sieben Stunden und berechtigen zum Besuch eines von vier Rundkursen. Spezielle Tickets ermöglichen zudem die Besteigung der Berggipfel und die Besichtigung der Inkabrücke auf dem Pfad nach Vilcabamba (dem letzten Rückzugsort der Inka), jeweils in Kombination mit einem der vier gewöhnlichen Tickets. Die Rundkurse dürfen nur in einer vorgegebenen Richtung begangen werden – die omnipräsenten Wärter können Besucher bei Zuwiderhandlung des Gebiets verweisen. Ich hatte mich für den Circuito 2 inklusive Besuch der Inkabrücke entschieden, weil es der mit Abstand grösste und mit den meisten Aussichtspunkten ist. Von der obersten Plattform der Ruinenstadt gelangten wir fernab der Touristenmassen auf einem schmalen, in die Bergflanken geschlagenen Pfad zur Brücke, welche zu Verteidigungszwecken zerstört und von einem erhöhten Punkt aus mit Wurfgeschossen verteidigt werden konnte.

Zurück auf den Landwirtschaftsterrassen erklärte mir der Guide das ausgeklügelte Be- und Entwässerungssystem über Kanäle sowie den schichtartigen Aufbau jeder einzelnen Terrasse. Zuunterst befinden sich Steine, darüber Kiesel, Sand und Humus. Dadurch kann während der Regenzeit Wasser abfliessen und staut sich nicht, was zusätzlich Erosion an den Terrassen vermindert. Interessanterweise bewirkt die Terrassenbauweise die Entstehung von Mikroklimaten; unter anderem wurden auf den obersten Stufen Mais und Quinoa angebaut, weiter unten Kürbisse, Maniok, Erdnüsse und zuunterst schliesslich Coca-Blätter. Die Landwirtschaftsterrassen sind von der Stadt abgetrennt, unterhalb der Gebäude befinden sich aber einige Stützmauern. Auch hier wurde auf Erdbebensicherheit geachtet, eine tektonische Verwerfung wurde beim Bau der Stadt erkannt und berücksichtigt.

Es ist unglaublich, dass viele Gebäude noch stehen – dafür ist aber jetzt eine dauernde Pflege nötig. Insbesondere mit Unkraut Jäten, Mähen und Sichern der Anlage sind zahlreiche Mitarbeiter beschäftigt. Einige wenige Dächer sind gedeckt worden, um einen Eindruck davon zu vermitteln, wie die Häuser einmal ausgesehen haben mögen.


Zu Fuss stieg ich die vierhundert Höhenmeter nach Aguas Calientes hinab, wo ich eine Nacht im Hostel verbrachte. Früh am folgenden Morgen fuhr ich wieder hinauf in der Hoffnung, den Sonnenaufgang über den Ruinen zu erleben; dichter Nebel vereitelte aber diesen Plan. Da dies besonders in der Regenzeit häufig vorkommen kann, hatte ich im Vorfeld extra Tickets für zwei Tage und Tageszeiten gekauft gehabt. Ich bemitleidete die neben mir stehenden Touristen, die, falls sie die oberen Plattformen verlassen sollten, aufgrund des Einbahnverkehrs des berühmten Blicks auf Machu Picchu beraubt würden. Für mich dagegen ging es auf den steilen Stufen des gleichnamigen Bergs himmelwärts. Ein Schild auf dem Gipfel verkündete, ich befinde mich auf exakt 3'061.28 Meter über Meer, die Aussicht blieb aber auch nach einer Dreiviertelstunde noch eintönig weiss. Erst beim Abstieg riss der Nebel auf und gab den Blick auf die mystisch wirkenden Ruinen frei.

Wieder unten angekommen, durfte ich die Aussicht von einer eigenen Plattform direkt neben dem alten Wachthaus am Stadteingang geniessen – einen Meter unterhalb derjenigen, die alle übrigen Besucher betreten durften. Es fühlte sich umso mehr wie ein VIP-Pass an, weil die einzigen, die sonst Zugang hätten, frühmorgens über den Inka- oder Salkantay-Trek dorthin gelangt und bereits wieder gegangen waren. Auch den Circuito 3, der bei dieser Wanderung inbegriffen ist, musste ich mit kaum jemandem teilen und konnte den Sonnentempel aus der Nähe bestaunen. Ich kam am Ende, nach der Einmündung in die anderen Rundkurse, dennoch in den Stossverkehr und musste feststellen, dass nachmittags wesentlich weniger Leute unterwegs sind. Dafür waren die Pyramide Intiwuatana mit ihrer faszinierenden Sonnenuhr sowie der Kondortempel geöffnet. Hochzufrieden mit und beeindruckt von meinem Erlebnis machte ich mich wieder auf den langen Rückweg nach Cusco.

Im Valle Sagrado besuchte ich am Folgetag einige weitere archäologische Stätten aus der Inkazeit. In Chinchero, wo die Grundmauern der Altstadt und die Strassen der Inkazeit noch immer Bestand haben, durfte ich einer Demonstration über die traditionellen Färbstoffe und Webtechniken für Alpacawolle beiwohnen. Mithilfe eines Parasiten, der auf Kakteen vorkommt, können in Verbindung mit Zitronensaft oder Salz verschiedene Rottöne hervorgebracht werden, für andere Farben kommen Pflanzenteile zum Einsatz.

In Moray beeindrucken die in einer Doline angelegten konzentrischen Terrassen, welche mit ihren jeweiligen Mikroklimaten den Inka möglicherweise als eine Art Agrarlabor dienten. Bis vor 50 Jahren das Wasser zur Versorgung des Dorfes Maras umgeleitet wurde, waren Kartoffeln und Gerste hier angebaut worden. Etwa 3'500 Arten von Kartoffeln soll es insgesamt geben, vielleicht wurden einige davon hier gezüchtet.

Maras selbst ist bekannt für seine Saline: Aus einer Quelle tritt Wasser aus, welches sich beim Durchströmen von Gesteinsschichten stark mit Salz angereichert hat. Dieses wird seit über einem Jahrtausend in flache Lehmbecken geleitet, um in den Wintermonaten durch Verdunstung ein rosa Salz zu gewinnen, das neben Natriumchlorid noch weitere Verbindungen enthält. Jetzt, zur Regenzeit, wird kein Salz geerntet, sondern es steht der Unterhalt der rund 4'000 Becken an, der Anblick ist aber nicht minder imposant.

Zuletzt hatte ich einen weiteren Tag in Cusco, den ich mit dem Besuch der Altstadt und des Museums zur regionalen Geschichte verbrachte. Die einstige Hauptstadt des Inka-Imperiums ist seit mindestens 3'000 Jahren bewohnt. Gemäss dem Gründermythos der Inka soll sie aber (viel später erst) an der Stelle errichtet worden sein, an der das Szepter, welches Manco Cápac und Mama Ocllo für die Suche eines geeigneten Orts vom Sonnengott erhalten hatten, im Boden versunken war. Zur Inkazeit wies der Grundriss die Form eines Pumas auf, der ein Zeichen von Stärke und Macht sowie der weltlichen Ebene ist (im Gegensatz zum Kondor, der die Verbindung zur spirituellen Welt verkörpert, und der Schlange, die für die Unterwelt steht). Nachdem die Spanier unter Francisco Pizarro die Stadt erobert hatten, wurde sie 1534 neugegründet und ein neuer Stadtplan entworfen. Die heute unter dem Schutz der UNESCO stehenden Kolonialbauten entstanden teilweise auf den Fundamenten von Palästen der Aristokratie; auch der riesige Platz im Brustbereich des Pumas wurde teilweise zugebaut. Der "Nabel der Welt", von dem aus Strassen in alle vier Suyuos (Viertel) des Inkareichs führten, war auch das religiöse Zentrum des staatlichen Sonnenkults; zudem wurde auch der herrschende Inka als ein Gott angesehen. Die Ehrfurcht war derart gross, dass sogar Besucher, die in ihre Dörfer zurückkehrten, verehrt wurden.

Hier zettelte die Indigene Bevölkerung einen der ersten Aufstände gegen die spanische Kolonialmacht überhaupt an, dennoch war Cusco die letzte royalistische Hochburg und nach der Unabhängigkeitserklärung des Landes 1821 Regierungssitz des Vizekönigs. Erst nach der Kapitulation von Ayacucho wurde Cusco im Dezember 1824 unabhängig, im Jahr darauf wurde der Libertador Símon Bolívar mit grossen Ehren empfangen. Er war in Richtung des heutigen Bolivien weitergezogen, ich aber bestieg ein Flugzeug nach Lima.
In der Hauptstadt nahm ich an zwei Free Walking Tours teil; die erste davon führte mich in die Altstadt. Natürlich sind auch diese gut erhaltenen Kolonialbauten Teil des Weltkulturerbes, zumal Lima schon Sitz des Vizekönigreichs Peru gewesen war. Auf der Plaza San Martín wird der Argentinier mit einer Statue geehrt, der mit seinem Heer die Anden überschritten und die royalistischen Truppen bekämpft hatte. Er rief die Unabhängigkeit des Landes aus, machte sich aber mit einigen Entscheiden unbeliebt und übergab das Kommando daher dem zweiten grossen Befreier Südamerikas, der sein Werk vollenden sollte. So überrascht es nicht, dass sich das Hotel Bolívar direkt an der Nordostseite der Plaza befindet – es ist übrigens bekannt dafür, dass der Pisco Sour dort erfunden worden ist, den es heute landesweit in jeder Bar gibt. Auf dem Platz versammeln sich sämtliche der vielen Demonstrationszüge, mit dem Ziel, die Plaza de Armas zu erreichen. An dieser liegt unter anderem der pompöse Präsidentenpalast sowie die Kathedrale.


Nach einem Spaziergang durch Miraflores, dem als sicher geltenden Stadtteil, in welchem fast alle Reisenden übernachten, beobachtete ich bei einer Führung durch das Künstlerviertel Barranco den herrlichen Sonnenuntergang hinter dem Pazifik. Beim Puente de los Suspiros, der Brücke der Seufzer, ist es Tradition, beim Überqueren die Luft anzuhalten und sich etwas zu wünschen.

Zum krönenden Abschluss meines Aufenthalts in Lima, ja, in ganz Peru, fuhr ich in den Parque de la Reserva, der nachts mit zahlreichen beleuchteten Brunnen aufwartet. Beim grössten davon wird das Wasser als Projektionsfläche für eine viertelstündige Lichtshow genutzt, die mit passender Musik untermalt wird.



P.S.: Mir war und ist bewusst, dass ich in nur einer Woche der Vielfalt Perus nie und nimmer gerecht werden kann und dass es noch viel mehr zu sehen gäbe: Nur schon Lima oder Puno böten genug, daneben locken der Amazonas-Regenwald, die Linien von Nazca, die Wüste von Huachina und die Ausgrabungsstätte von Caral mit den Ruinen der ältesten Zivilisation Südamerikas. Aus zeitlichen Gründen musste ich mich allerdings für oder gegen gewisse Reiseziele entscheiden; so besuche ich ja beispielsweise auch Kolumbien, Venezuela, Brasilien und Uruguay nicht. Aber schliesslich soll ja auch für das nächste Sabbatical noch etwas übrig bleiben 😉
