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Salta

Salta

Mittwoch, Dezember 27, 2023

Mit dem Nachtbus fuhr ich durch die Provinzen La Rioja, Catamarca und Tucumán, bis ich nach rund 16 Stunden Fahrt Salta im Nordwesten des Landes erreichte.

Salta ist die Bezeichnung des Volksstamms, der ursprünglich in der Gegend lebte. Die Stadt wurde 1582 ursprünglich als "San Felipe y Santiago de Lerma en el valle de Salta" gegründet. Nur das letzte Wort ist davon geblieben, zuweilen wird die Stadt "Salta La Linda" genannt, "Salta die Schöne", weil der Kern hauptsächlich einen einheitlichen kolonialen bzw. daran angelehnten Baustil aufweist. Fast zweihundert Jahre lang gehörte Salta zum riesigen Vizekönigreich Peru, danach zum Vizekönigreich des Río de la Plata, aus dem ab 1811 unter anderem Argentinien entstand. 

Calle Bartolomé Mitre, an der Plaza 9 de Julio
Basílica de San Francisco

Nach einem Stadtspaziergang am ersten Tag, bei der ich die hübsche Architektur bewundern und die sehr belebten Strässchen der Fussgängerzone erleben durfte, machte ich an den folgenden beiden Tagen Ausflüge in die Provinzen Salta und Jujuy. Der erste davon brachte mich in die Quebrada de Humahuaca. Diese Schlucht ist vor allem bekannt für die bunten Farben ihrer Felswände, wofür sie, zusammen mit den bedeutenden Inka-Pfaden in der Gegend, den Status als UNESCO-Weltnaturerbe erhielt (Anmerkung des Verfassers: Ich suche meine Ziele nicht auf der UNESCO-Liste aus, es passiert halt einfach!). Auch heute noch führen hier die Strassen über die Pässe nach Chile und Bolivien. Entsprechend fanden hier und in der Gegend von Salta während des Unabhängigkeitskrieges mehrere Schlachten statt, unter der Führung der Generäle Manuel Belgrano (welcher übrigens die argentinische Flagge entwarf) und später Martín Miguel de Güemes. Mit seinen Gauchos und Unterstützung der Zivilbevölkerung führte letzterer mit begrenzten Mitteln einen erfolgreichen Guerillakrieg gegen die spanischen Truppen, die über die Hochebenen nach Jujuy und Salta kamen. Sechsmal konnte er die Invasoren zurückdrängen und so verhindern, dass weitere Provinzen an Spanien zurückfielen. Nicht nur im Nordosten, in ganz Argentinien wird er daher mit Denkmälern, Plätzen, Strassen– und sogar Quartiernamen gewürdigt. 

Auf dem Weg nach Humahuaca überquerten wir die imaginäre Linie des Wendekreises des Steinbocks, die mit einem Monument markiert ist. Ich hatte ganz bewusst den Ausflug am Tag der Sommersonnenwende geplant. Streng genommen fand die Sommersonnenwende allerdings gegen Mitternacht und entsprechend auf der anderen Seite der Erde in Indonesien statt. Leider waren wir bereits um 12:17 Uhr vor Ort, auf dieser geografischen Länge befindet sich die Sonne aber erst um 13:21 Uhr im Zenit. Daher warf die Kante des "Monuments ohne Schatten" noch einen solchen, es war aber gut erkennbar, dass er als Rechteck, nicht wie sonst als beliebiges Parallelogramm, auf die Ostseite des Monolithen geworfen wurde. Zusammen mit Adrian und Caro aus Österreich sowie James aus Australien bat ich unseren Fahrer, um die entsprechende Uhrzeit anzuhalten, sodass wir uns doch noch davon überzeugen konnten, dass unsere Schatten tatsächlich direkt unter uns waren. 

Monument am Wendekreis des Steinbocks
Minimaler Schattenwurf am 21.12.23

Über eine Schotterstrasse erreichten wir die Aussichtsplattform auf die Serranía de Hornocal, eine Bergkette, wo die Kalksteinformation Yacoraite freiliegt, die sich bis Peru hinzieht. Der Ort wird zuweilen auch "Berg der 14 Farben" genannt, die Schichtung des Gesteins ist deutlich zu sehen. Durch Faltung und Erosion der Schichten entstand die heute sichtbare "Bügeleisenform" der bunten Bergrücken. 

Serranía de Hornocal
Serranía de Hornocal

Zu Mittag assen wir anschliessend in Humahuaca, einem typischen Dorf mit Hauptplatz, Kirche und Rathaus. Humahuaca war bedeutend als Handelsort und Rastplatz auf dem Weg zum damals Alto Perú genannten Gebiet im heutigen Bolivien und nahm während des Unabhängigkeitskriegs eine strategische Position ein. Deshalb steht hier auch das massive Monument, welches die Helden der Unabhängigkeit ehrt. Die 103 Stufen vom Dorfplatz lassen an diese Höhe (3012 m.ü.M) nicht akklimatisierte Besucher ziemlich ausser Atem kommen. 

Monumento a los Héroes de la Independencia

Am folgenden Tag besuchte ich den Nationalpark Los Cardones, wobei der Minibus eine gewundene Bergstrasse in spektakulärer Landschaft erklomm. Mit der Höhe wechselten sich auch rasch die Ökosysteme ab und die Vegetation änderte sich stetig. "Cardón" ist der Name der bis zu 10 m hohen Kakteen, die das Gebiet des Nationalparks dominieren. Etwa 300'000 Exemplare bilden hier einen regelrechten losen Wald. Die Bestäubung der Blüten und Verbreitung der Samen erfolgt durch Fledermäuse, wobei der Kaktus nur gedeihen kann, wenn in den ersten acht Lebensjahren der Schatten einer anderen Pflanze das Verdursten verhindert. Zu Beginn seines langen Lebens ist der Kaktus ansonsten zu klein, um ausreichend Wasser für die Trockenperioden zu speichern. 

Parque Nacional Los Cardones
Parque Nacional Los Cardones

Die Tour führte weiter über den Altiplano, die Hochebene, nach Cachi. Schon die präkolumbianischen Völker bewegten sich hier im Gebiet und die schnurgerade Strasse von Tin Tin wurde auf einem alten Pfad der Inka gebaut. In Cachi werden unter anderem Souvenirs aus dem Holz der Cordones angeboten. Früher, bevor das Fällen der lebenden Kakteen verboten wurde, wurde das Holz auch im Bau und für Möbel verwendet – der Beichtstuhl und das Dach der Kirche bestehen beispielsweise noch aus Kakteenholz. 

Cachi

Am 23. Dezember traf ich mich mit Corinne, der Patentante unseres Patenkinds, und deren Freund Pascal, anlässlich des Geburtstags ebenjenes Patenkinds. Die beiden sind einige Wochen vor mir auf ihre Weltreise gestartet und aktuell ebenfalls in Südamerika unterwegs. Sie luden mich an Heiligabend in ihr AirBnB ein, um mit Fondue Chinoise und spannenden Reiseerzählungen Weihnachten zu feiern. 

Nach drei ruhigen, entspannten Tagen mit einer Vielzahl von Telefonaten nach Europa machte ich an meinem letzten Tag in Salta einen Ausflug nach Salinas Grandes. Diese 120 km² grosse Salzpfanne entstand vor 5 — 10 Millionen Jahren, als während der Andenfaltung ein Becken ohne Abfluss entstand, in dem sich Salze vulkanischen Ursprungs lösten. Das Wasser verdunstete mit der Zeit und hinterliess eine ebene Fläche. Die ca. 30 cm dicke Schicht des weissen Goldes wird abgebaut, wobei für die Speisesalzgewinnung Kristallisationsbecken ausgegraben wurden, in denen das Salz sich zunächst in Wasser löst und dann rekristallisiert. Auf der Oberfläche trieben bei meinem Besuch die feinen Flocken der filigranen Salzblume, flor de sal, die nur unter den richtigen Bedingungen entsteht.

Salinas Grandes
Kristallisationsbecken
Flor de Sal

Zurück ging es über die 4'170 m hohe Cuesta de Lipán und über eine kurvenreiche Strasse nach Purmamarca, einem Dorf, welches am Fuss des Sieben-Farben-Bergs am Eingang der Quebrada de Humahuaca liegt. Beim "Sendero de los Colores", dem Pfad der Farben, taten sich bei jeder Kurve neue faszinierende Ausblicke auf die bunten Felsen auf, die ich mit zwei französischen Touristen mit verzücktem Erstaunen kommentierte. Der Sonnenstand spielt eine wesentliche Rolle dabei, wie die Berge wirken; am Morgen sind die westlichen Hänge weniger hübsch anzusehen als nachmittags, weil die Farben kaum zur Geltung kommen.

Purmamarca
Cerro de los Siete Colores
Sendero de los Colores
Sendero de los Colores
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